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Kerstin Cantz: Fräulein Zeisig und der amerikanische Freund

Fräulein Zeisig ist ein Paradebeispiel dafür, dass man ein Buch weder nach Aufmachung noch nach Titel beurteilen sollte. Denn: Fräulein Zeisig ist eine absolute Bereicherung für die deutsche Krimi-Landschaft! Und es ist bei weitem mehr als ein spannender Krimi mit einer glaubwürdigen Geschichte, einem schönen, durchgängigen Spannungsbogen und verschiedenen Erzählsträngen, die am Ende glaubhaft aufgelöst werden. Dank erkennbar umfangreicher Recherchen zeichnet die Autorin ein dichtes gesellschaftspolitisches Bild Münchens Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts mit all seinen Strömungen. Kerstin Cantz scheut sich weder den allgegenwärtigen Rassismus noch Homosexualität, damals noch strafbar, zu thematisieren. In diesem zweiten Kriminalroman um Fräulein Zeisig, durchaus verständlich, auch wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, lässt die Autorin ihre Kommissarin in der Welt der amerikanischen Soldaten-Frauen ermitteln. Elke Zeisig tut dies mit so viel Fingerspitzengefühl, Empathie und kriminalistischem Gespür, dass selbst der amerikanische Ermittler von ihr beeindruckt ist. Kerstin Cantz hat mit Fräulein Zeisig eine junge Kommissarin geschaffen, die sich wohltuend von anderen Ermittlern abhebt. Ein Kriegskind, dem eben nicht Schule und Bildung offen stand, das sich gegen den mütterlichen Widerstand durchsetzen musste, um das Berufsziel zu erreichen und dem dann immer noch nicht die Möglichkeiten offen stehen, wie den männlichen Kollegen. In Hauptkommissar Manschreck und Hauptkommissarin Sailer findet Elke Zeisig Förderer und man darf gespannt sein, wie es für Fräulein Zeisig weitergeht. Weiterlesen