Haus der Geister, Frank Goldammer

Für mich ist es mein erster Goldammer Krimi. Aber mein Kollege Stephan Schwammel hat alle Romane der Max Heller Serie besprochen. Auch hatten wir auf der Frankfurter Buchmesse ein schönes Interview mit diesem so durch und durch sympathischen und geerdeten Autor gemacht.

In seiner neuen Serie ist Gustav Heller, Max Großvater, Rittmeister, Kriminalrat und die Romane spielen noch vor dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1881. Noch reitet man als Kriminaler auf seinem Pferd durch das nächtliche Dresden. Noch sind Séancen eine Art gesellschaftliche Unterhaltung, ein Prickeln, das man sich in gehobenen Kreisen gönnt. Denn Geistererscheinungen sorgen für einen unterhaltsamen Abend. Wenn jedoch bei solchen Gruselabenden Gäste einen Herzinfarkt bekommen oder sich noch in der gleichen Nacht in besagte Villa erhängen, dann wird es ein Fall für die Königlich-Sächsische Polizei. Ausgerechnet Kriminalrat Heller, der durch und durch Realist ist und an all solchen Hokuspokus nicht glaubt, soll den Fall aufklären. Kurzerhand nimmt er selbst an einer dieser Séancen teil, und Glaube hin oder her, ein Geist gibt ihm den entscheidenden Hinweis.

So genial die Max Heller Serie ist, so brillant ist auch die Serie um Gustav Heller die im neunzehnten Jahrhundert spielt. Frank Goldammer trifft nicht nur den Ton der Zeit, er erschafft auch wieder einen sympathischen Polizisten mit Ecken und Kanten. Es macht einfach Spaß zusammen mit Gustav Heller zu ermitteln.

Autorenfoto: Copyright ® Christine Fenzl

Frank Goldammer, geboren 1975, ist Handwerksmeister und Autor. Bekannt wurde er mit seiner historischen Krimi-Bestsellerreihe über Kommissar Max Heller. Goldammer lebt als freier Autor in seiner Heimatstadt Dresden.

Erst erscheint ihm die weiße Frau, dann rumpelt es bei einer Séance, ein Windzug löscht die Kerze und zurück bleibt ein Turm in Asche gemalt auf dem Tisch. Gustav Heller ist der Humbug von Anfang an suspekt, denn im Gegenteil zu seinem Assistenten Schrumm, glaubt er nicht an das Übersinnliche. Drei Tote und ein gefundener Goldschatz wollen ihn jedoch Lügen strafen. Dennoch schein der Turm ein Schlüssel zu dem verworrenen Fall um das Medium Adele Amalia Blumfeld zu sein. Außerdem wurde während einer Séance auf ein rotes Verlies hingedeutet, was einem der männlichen Gäste einen Herzinfarkt bescherte. Als Heller das Hotel zum Turm findet und in den Kellern leider auch einen zugemauerte Folterraum, kommt Licht in die Sache. Nur leider findet man dort auch drei Leichen, die durch den Sauerstoffmangel mumifiziert wurden. Kaum ein normaler Mensch kann sich vorstellen, was diesen Jugendlichen alles angetan wurde, um die niedrigsten Gelüste hochgestellter Herrn zu befriedigen. Das macht die Ermittlung auch umso schwieriger, denn diese scheint Verwicklungen in die Elite Dresdens zu haben. Und was ist mit der jungen entstellten Hermina? Stimmt es, dass ihr Gesicht und Körper von einem Kutschenunfall so verletzt wurde, oder war sie ein Opfer des roten Verlieses. Sie schwört mit Händen und Füßen, da sie nicht sprechen kann, dass sie nie in diesem Hotel war und schon gar nicht in einem Kerker. Erst als ein Baby verschwindet, nimmt die Angelegenheit rasant an Geschwindigkeit auf und bald finden sich Heller und Schrumm auf Verfolgungsjagden durchs nächtliche Dresden.

Spannende Unterhaltung mit vielen mystischen Elementen, die man erst am Ende zusammenfügen kann. Gustav Heller ist der neue Serienheld in einer Zeit in der sich das Kaiserreich langsam verabschiedet und mit Otto von Bismarck die Nationalliberalen immer weiter ins Zentrum rückt. Den ersten Arbeiteraufständen folgen Sozialistengesetzte, die der neuen sozialen Gesinnung Einhalt gebieten soll, um die Belle Époque zu erhalten. Wir können uns hoffentlich auf weiter spannende Kriminalfälle freuen, die bestimmt wie in den Max Heller Romanen, die politischen und gesellschaftlichen Wandel der Zeit äußerst anschaulich beschreiben. Frank Goldhammers Kriminalromane sind die Pralinen unter den deutschen Krimis.

Haus der Geister, Frank Goldhammer, dtv, Klappenbroschur, Seiten 384, ISBN 978-3-423-26421-1, Buch Euro 17,00, Neuerscheinung 13. Februar 2025.

 

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