Graphic Novel: Thomas Mann 1949

Am 6. Juni 2025 würde Thomas Mann 150 Jahre alt werden. Er war einer der größten deutschen Autoren des Zwanzigsten Jahrhunderts und erhielt 1929 für sein Werk ›Die Buddenbrooks‹ den Literaturnobelpreis. Aber bereits 1933 nach Machtergreifung der Nationalsozialisten musste er während einer Reise emigrieren. Nach verschiedenen Zwischenstationen kam Thomas Mann mit seiner Familie, noch bevor die Nazis ihn in Schutzhaft nehmen konnten in die USA. 1949 kehrt Thomas Mann für eine Reise und um den Goethe Preis entgegen zu nehmen, ins zerbombte Nachkriegsdeutschland zurück. Diese Reise durch Deutschland und nicht durch Zonen, wie Thomas Mann es nannte, ist in dieser Graphic Novel sehr beeindruckend beschrieben. Denn die Illustrationen sowie der Text erfassen den richtigen Ton, wie auch die Stimmung. Denn man weiß aus Manns Tagebucheinträgen und den Reiseberichten, dass es für ihn und seine Frau Katia keine einfache Reise war. Ich habe mich gefragt, was würde Thomas Mann wohl über das heutige Deutschland aber auch über die heutige USA denken?

Die Graphic Novel ist sehr gelungen, sowohl die künstlerische Gestaltung als auch die Texte. Und zum 150 Geburtstag eine Ehrung an den großen deutschen Schriftsteller als auch eine Mahnung die dunkelsten Jahre Deutschlands nie wieder heraufzubeschwören.

Autorenfoto: Copyright: © Knesebeck Verlag

Julian Voloj wurde in Münster geboren und ist Autor zahlreicher international erfolgreicher Graphic Novels. Zuletzt erschienen seine Biografien Bobby Fischer: Eine Schachlegende zwischen Genie und Wahnsinn (2022, illustriert von Wagner Willian) und Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens (2021, illustriert von Claudia Ahlering) im Knesebeck Verlag. Seit 2003 lebt und arbeitet er in New York.

 

Autorenfoto: Copyright: © Knesebeck Verlag

Prof. Dr. Friedhelm Marx ist Literaturwissenschaftler und Lehrstuhlinhaber für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören das Werk Thomas Manns, die Literatur der Moderne und die deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Seit 2006 ist Friedhelm Marx Vizepräsident der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft.

 

Illustratorin, Foto: Copyright: © Knesebeck Verlag

Magdalena Adomeit ist Illustratorin und Reisende. Sie studierte Illustration an der HAW in Hamburg und sammelte zuvor Inspirationen in der weiten Welt. Ihre Entdeckungen hält sie mit realistischem wie fantasievollem Strich fest. Mit bereits mehreren illustrierten Büchern, unter anderem Heute ist wichtig von Clemens Fobian, ist dies ihre Debüt-Graphic Novel.

 

Die Graphic Novel bezieht sich nicht nur auf diese Reise, sondern ist gespickt mit Rückblicken in Manns Leben, seines Sohns Klaus und auch seiner Tochter Erika. Beide waren aktiv als Journalisten und Berichterstatter der Alliierten tätig. So versteht der Leser die Gedanken des Autors auch besser, denn wenn man kein Thomas Mann Experte ist, könnte vieles irreführend sein.

Es ist jedoch nicht nur der Selbstmord von Klaus Mann ihrem Sohn, der die Reise für das Ehepaar Mann schwierig macht, es sind ebenso die einzelnen Stationen. In Frankfurt erlebt er die Ernüchterung darüber, diejenigen im Publikum wiederzusehen, die ihn am liebsten damals sofort verhaftet hätten. Es sind die zerbombten Städte und die Spuren von Goebbels, Himmler und Göring, die immer noch überall zu finden sind, die schwer auf der Seele liegen. Aber es sind auch die jungen Pioniere in der Ostzone, die mit Fahnen marschieren und singen: „Die Fahnen hoch, die Reihen fest geschlossen.“ Die Erkenntnis, dass manch Dinge sich nicht verändern.

Es gibt eine wichtige Aussage von Thomas Mann: »Geistige Intoleranz, politische Inquisition und abnehmende Rechtssicherheit: Das Ganze im Namen eines angeblichen ›Notstands‹ – Genauso hat es auch in Deutschland angefangen.«

Diesen Satz sagte er 1948 in Amerika, als die McCarthy Hetze gegen Filmemacher, Drehbuchautoren und Regisseure begann, die angeblich Mitglieder der kommunistischen Partei waren. Seine Reise nach Deutschland 1949 wurde von vielen US-amerikanischen Zeitungen kritisiert und seine Karriere als öffentlicher Intellektueller in den USA war damit beendet. Als er 1951 auf die schwarze Liste des Komitees für unamerikanische Umtriebe (HUAC) kam, auf der auch Albert Einstein, Lion Feuchtwanger, Frank Lloyd Wright, Norman Mailer und Marlon Brando standen, entschlossen sich die Manns mit Tochter Erika wieder in die Schweiz zu übersiedeln. In seinem Tagebuch nennt Thomas Mann diese Übersiedlung die ›Wiederholte Emigration‹

Pressetext vom Knesebeck Verlag:

Zum Thomas-Mann-Jahr 2025. Ein einmaliger Einblick in Thomas Manns erste Deutschlandreise nach der Auswanderung ins Exil

1929 erhält er den Literaturnobelpreis, 1933 wird er als einer der lautesten Gegner des Nationalsozialismus ins Exil getrieben. Thomas Manns Beziehung zu Deutschland bleibt fortan kompliziert. 1938 emigriert er in die USA, erst 1949 setzt er wieder seinen Fuß auf deutschen Boden: auf Einladung zum Goethe-Jahr in Ost- und Westdeutschland. Seine Deutschlandreise ist das erste international beachtete kulturelle Großereignis nach dem Fall des Nationalsozialismus. Lange hat Thomas Mann gezögert, ob er überhaupt kommen soll. Er reist mit seiner Frau Katia von Frankfurt am Main über Nürnberg und München nach Weimar, hält Reden in beiden Teilen Deutschlands, was seinem Deutschlandbesuch auch politisch höchste Brisanz verleiht. Er wird bejubelt und zugleich kritisiert. Basierend auf Thomas Manns Tagebüchern, Briefen, Reiseberichten und den Erinnerungen seines Schweizer Fahrers, erzählt diese Graphic Novel von Manns zehntägiger Rückkehr, einem politisch extrem aufgeladenen Kapitel im Leben Thomas Manns und seiner Familie. Zudem beleuchtet die Graphic Novel auch Schlüsselmomente im Leben des Schriftstellers, blickt in Flashbacks immer wieder auf historisch wichtige Phasen zurück und gibt einen facettenreichen Einblick in die Gedankenwelt Thomas Manns. Ein tiefer Einblick in das Leben des Nobelpreisträgers und ein wichtiger Beitrag zu seinem 150. Geburtstag!

Thomas Mann 1949, Julian Voloj, Friedhelm Marx. Magdalena Adomeit, Knesebeck Verlag, großformatig gebunden, 96 Seiten Graphic Novel, ISBN 978-3-95728-896-7, Euro 24,00, erschienen 27.März 2025.

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