Ein guter spannender Krimi mit dem Potenzial eine gute Serie zu werden. Auch wenn einige der beschriebenen Dinge etwas übertrieben anmuten. Denn es ist für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Boshaftigkeit aus allen Richtungen. Etwas weniger wäre bestimmt mehr gewesen. Doch da die Protagonistin Carla Seidel sehr gut ausgearbeitet ist, mit ihrer Vergangenheit und den dadurch nachvollziehbaren Ängsten, ist zu hoffen, dass der zweite Teil der Serie mit weniger Drama auskommt. Ich für meinen Teil freue mich auf ein weiteres Buch mit Wendland-Ermittlerin Carla Seidel und ihrer überaus sympathischen Tochter Lana.
Ein solider Regionalkrimi, der einem gewiss die Zeit vertreibt!
Autorinnenfoto: Copyright ® Marco Grundt
Sia Piontek ist das Pseudonym einer ehemaligen Verlagsprogrammleiterin, die bereits mehrere Romane veröffentlicht hat. »Die Sehenden und die Toten« ist der Auftakt ihrer im Wendland angesiedelten Kriminalromanreihe um die Ermittlerin Carla Seidel. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet Sia Piontek als Schreibcoach und freie Lektorin. Sie lebt mit ihrer Tochter in Hamburg und im Wendland.
Ein junger Mann aus reichem Hause wird tot aufgefunden. In seinen Augenhöhlen Spiegelglas, in seinem Körper genug Drogen, um ein Pferd zu töten. Der von seiner Mutter als sanfter, kluger Junge beschriebene Teenager mutiert in den Erzählungen seiner Mitschüler, ehemaligen Freunden und Kollegen des Orchesters zu einem kalten, manipulativen Monster. Je tiefer Kommissarin Seidel in der Vergangenheit des Jungen wühlt, umso abstruser erscheint das Verhalten des Jungen. Er hatte mit einer Organisation, die gewalttätige Challenges verlangte, genauso zu tun, wie zu einem Ring der in Richtung Prostitution ging. Außerdem stellt sich die Frage, ob der hübsche Junge schwul und vor allem depressiv war. Während Carla Wege sucht, um mit ihrem neuen Team die richtige Vorgehensweise zu finden, wird sie von einem machtbesessenen Chef traktiert, vom Vater des Jungen, der gewalttätige Tendenzen hat attackiert und vor allem von einem Unbekannten bedroht. Man hat es auf Lana ihre Tochter abgesehen, die obwohl sie eine sehr introvertierte und ebenfalls traumatisierte junge Frau ist, sich sehr aktiv in die Ermittlungen ihrer Mutter einschaltet. Leider weiß Carla davon nichts.
Es ist eine spannende Story, die mit einhundert Seiten weniger, dem richtigen Maß an Boshaftigkeit und vor allem ohne solche Reißer, wie den Spiegeln in den Augen des Opfers völlig ausgekommen wäre. Vor allem, weil diese Spiegelgeschichte auch nicht wirklich erklärt/aufgeklärt wird. Etwas mehr Bodenständigkeit eines Regiokrimis und weniger Thomas Harris hätten dem Buch gut getan. Hoffentlich wird Teil II ruhiger, sachlicher und was die Verdächtigen angeht, etwas realistischer.
Dennoch lohnt es sich, die Sehenden und die Toten zu lesen!
Die Sehenden und die Toten, Sia Piontek, Goldmann Verlag, Klappbroschur, 416 Seiten, ISBN: 978-3-442-20664-3, Euro 17,00. Erschienen am 15. Mai 2024.