Morduntersuchungskommission, Max Annas

Oberleutnant Otto Castorp und das Team der Morduntersuchungskommission Gera werden eingesetzt, als man naher der Bahnstrecke Jena eine Leiche findet. Der Mann ist ein Schwarzer, wahrscheinlich aus Mosambik, wie die vielen Gastarbeiter des Bruderlandes der DDR. Doch was immer dem jungen Mann zustieß, es war entsetzlich. Obwohl Teile seines Schädels fehlen und er erhebliche Verletzungen an den Händen und Armen hat, ist es schnell klar, dass er nicht aus dem fahrenden Zug stürzte. Jemand oder mehrere haben den jungen Mann so zugerichtet und in den Auen neben den Schienen regelrecht entsorgt.

Otto Castorp stößt erst einmal auf eine Wand von Schweigen. Die Leute scheinen Angst zu haben und wollen nicht reden. Jedoch kristallisiert sich immer mehr heraus, dass der Mord einen rassistischen Hintergrund hat und in dem Moment, werden die Ermittlungen eingestellt. Denn Rassismus gibt es nicht in der DDR und was es nicht gibt, kann nicht ermittelt werden. Doch Oberleutnant Castorp kann nicht loslassen und wird somit für bestimmte Leute des Staates unangenehm.

Ein Superkrimi, mit realistischem DDR-Flair und einem erstaunlichen Ende.

Fotocopyright: Michele Corleone

Max Annas, aufgewachsen in Westdeutschland, hat die letzten Jahre der DDR genutzt, um sich dort umzusehen und Freundschaften zu schließen. Im Juli 1989 wurde ihm die Einreise schließlich verwehrt. Er arbeitete lange als Journalist, lebte in Südafrika und wurde für seine Romane «Die Farm» (2014), «Die Mauer» (2016) und «Finsterwalde» (2019) mit dem Deutschen Krimipreis auszgezeichnet. Weitere Veröffentlichungen: «Illegal» (2017) und «Morduntersuchungskommission» (2019).

Eins wird dem Team der Mordkommission Gera sofort klar, wer immer Teo Macamo so zugerichtet hat, kannte keine Gnade. Entweder man trat ihn zu Tode oder es waren Schläge, die vor allem den Kopf, die Hände und Arme trafen. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass die Tat in dem Zug nach Jena passierte. Doch warum gab es keine Zeugen, warum kein Blut?

Je tiefer Oberleutnant Castorp in den Fall eintaucht desto eindeutiger wird das Motiv. Es war ein Mord, der aus rassistischen Gründen passierte. Doch in der DDR gibt es weder Rassismus noch eine rechte Szene und dass wir dem jungen Oberleutnant sehr schnell von der obersten Führungsebene klar gemacht. Man stellt die Mordermittlung einfach ein und Teo Macamos Tod wird als Arbeitsunfall zu den Akten gelegt. Doch Castorp gibt sich so schnell nicht geschlagen und ermittelt ohne das Wissen seiner Vorgesetzten und Kollegen weiter. Was er entdeckt ist für ihn kaum zu glauben und egal wie er es auch anstellt, er wird den Mörder nie zur Rechenschaft ziehen können. Denn wo es keinen Mord gibt, gibt es keinen Mörder.

Ein erstklassig recherchierter DDR-Krimi, der sowohl von den Charakteren als auch von einem realistischen Szenario lebt. Tolle Unterhaltung mit einem etwas schockierenden Ende.

Morduntersuchungskommission, Max Annas, Rowohlt, gebunden, Seiten 340, ISBN 978-3-498-00103-2, Euro 20,00.