Welche ein Trio-Infernale sind doch Harlan Coben, Myron Bolitar und Winsor Horne Lockwood der Dritte.
Der amerikanische Autor Harlan Coben fing 1995 mit seiner Myron Bolitar Serie an. Er schrieb über die Jahre zehn Thriller mit dem sympathischen Sportagenten und Ex-Star-Basketball Spieler der NBA. In 2011 war dann erst einmal Schluss und dieses Jahr kam dann der Knaller. Es gibt einen neuen Bolitar Roman, Home, der im August 2018 bei Randomhouse unter dem Titel Der Preis der Lüge erscheinen wird.
Diese Serie ist unvergleichlich spannend, genial und sehr witzig! Fangen Sie mit Band eins an und ich garantiere Ihnen, sie lassen nicht locker, bis sie Band elf gelesen haben.
Foto: © Claudio Marinesco
Harlan Coben wurde 1962 in New Jersey geboren. Er gilt als einer der wichtigsten Thriller-Autoren unserer Zeit. In den vergangenen 25 Jahren hat er mehr als 20 Romane veröffentlicht, von denen viele die Spitze der New-York-Times Bestsellerliste stürmten. Er wurde als erster Autor mit den drei bedeutendsten amerikanischen Krimipreisen ausgezeichnet, dem Edgar Award, dem Shamus Award und dem Anthony Award. seine Thriller sind bisher in über 40 Sprachen übersetzt worden und erobern regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten. Harlan Coben lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in New Jersey. „Coben ist der unangefochtene Meister darin, seine Leser auf der ersten Seite zu ködern, nur um ihnen auf der letzten den Schock ihres Lebens zu verpassen.“ Dan Brown
Die Fälle, die Myron Bolitar als Hobby Sherlock Holmes lösen muss, haben immer mit seinen Klienten zu tun. Spitzensportler, ob nun Tennisweltbestranglisten-Gewinner, Golf Profis oder Football-Stars, sie alle haben ihre Probleme und manchmal gehören Mord und Entführung dazu. Doch Myron bietet einen Allround-Service, er ist nicht nur der Agent, der die besten Verträge aushandelt, er ist auch Babysitter, Psychologe und Retter in der Not. Tatkräftig wird er von seinem Freund Win unterstützt. Ein Mann, der mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde und genauso aussieht. Doch sein delikates, arrogantes Erscheinungsbild trügt, denn er ist das, was man als liebenswerten Psychopathen bezeichnen würde. Sein Körper ist eine tödliche Waffe und mit dem Tod geht Win gelassen um, nach dem Motto: Wer ihn verdient, bekommt ihn.
Myron und Win sind ein Duo, das sich effektiv und dabei elegant durch die knallharte Welt der Mafia, Geschäftsintrigen und gemeinsten Morde kämpfen, als würden sie einen Pas de deux tanzen. Den tanzen sie auch verbal und ihre Dialoge sind so witzig, dass man beim Lesen laut auflacht. Doch Harlan Coben macht keinen Klamauk aus seinen beiden Helden, sie sind vielschichtig, ergänzen sich hervorragend und zeichnen sich durch eine sehr innige Männerfreundschaft aus. So ist es für Win kein Problem, dass Myron noch mit dreißig bei seinen Eltern lebt und sich ständig in die falschen Frauen verliebt, auf der Suche nach Mrs Right. Und Myron hat nur ein Schulterzucken, wenn Win seine tägliche Meditation, die er sehr ernst nimmt, immerhin ist er Dan-Träger, nur effizient abhalten kann, wenn er sich dabei einen Porno ansieht. Sie werden die beiden lieben, genau wie Myrons klischeehaft liebevollen jüdischen Eltern, seine Mitarbeiter Esperanza und Big Cyndi, die Ex-Frauen-Wrestling-Champions und Zorra, ein Ex-Mossad-Agent der mit tödlichen High Heels und Frauenklamotten rumläuft und vom Killer zum loyalen Freund mutiert.
Wenn Sie englische Bücher lesen, dann empfehle ich die Serie unbedingt im Original zu lesen, der Wortwitz ist noch besser. Doch auch die deutschen Übersetzungen bei Randomhouse sind wirklich fantastisch. Die Myron Bolitar Serie beinhaltet zehn bereits erschienen Bände und im August erscheint dann der neuste Band „Der Preis der Lüge“.
Die Bände der Myron Bolitar Serie in Reihenfolge, erscheinen auf Deutsch als Taschenbuch bei Goldmann, Euro 9.99.
- Das Spiel seines Lebens, Deal Breaker 1995
- Schlag auf Schlag, Drop Shot 1996
- Der Insider, Fade Away 1996
- Preisgeld, Back Spin 1997
- Abgeblockt, One False Move 1998
- Böses Spiel, The Final Detail 1999
- Seine dunkelste Stunde, Darkest Fear 2000
- Ein verhängnisvolles Versprechen, Promise me 2006
- Von meinem Blut, Long Lost 2009
- Sein letzter Wille, Live Wire, 2011
- Der Preis der Lüge, Home 2016 erscheint im August auf dem deutschen Markt
Neben seiner Serie um Myron Bolitar hat Harlan Coben auch einen dreiteiligen Spin-Off über Mickey Bolitar, den Neffen von Myron geschrieben. Ebenfalls sehr lesenswert. Natürlich gibt es von Harlan Coben auch jede Menge weitere Thriller.
Der Goldmann Verlag von Randomhouse war so freundlich uns ein Interview über einen dieser Stand-Alone Romane zur Verfügung zu stellen.
Interview Goldmann Verlag mit Harlan Coben über sein Buch „Ich schweige für dich“:
Adam Price, der Held Ihres neuen Thrillers „Ich schweige für dich“, scheint auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen: Er ist Familienvater, glücklich verheiratet und besitzt ein ansehnliches Eigenheim in einem der wohlhabenden Vororte New Jerseys. Eines Abends wird Adam von einem Fremden mit einer ungeheuerlichen Behauptung konfrontiert: Adams Frau habe eine Schwangerschaft vorgetäuscht. Der Mann liefert Beweise, die zu einer Website führen. Was hat Sie auf diesen Einfall gebracht?
Harlan Coben: Manchmal kann dein Leben durch einen Pistolenschuss vernichtet werden – aber manchmal ebenso gut durch ein leises Flüstern. Es war dieser Gedanke, der mir dabei gefiel. Adam verbringt einen ganz gewöhnlichen Tag und geht gerade einer typischen Beschäftigung für Eltern nach, als ihm seine Welt auf der ersten Seite mit lautem Knall um die Ohren fliegt, nur wegen ein paar Worte, die ihm ins Ohr geflüstert werden.
Was Adam bei seinen Nachforschungen herausfindet, stürzt ihn in eine tiefe Vertrauenskrise. Durch seine heile Welt geht ein Riss, der ihn nicht nur seine Frau Corinne, sondern seinen Alltag und alle Menschen um ihn herum in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Was reizt Sie als Autor an einer solchen Situation der Entfremdung?
H.C.: Wir alle sind Adam. Wir alle fühlen uns in unserer Welt, umgeben von unseren Angehörigen sicher. Aber was geschieht, wenn diese Welt nur ein wenig in Schieflage gerät? Wir alle befinden uns auf einer Gratwanderung. Was passiert, wenn uns etwas ins Wanken bringt?
Bevor sich aufklären lässt, was geschehen ist, verschwindet Corinne und lässt Mann und Söhne ratlos zurück. Warum ist das Verschwinden von Personen ein häufig wiederkehrendes, zentrales Motiv in Ihren Thrillern?
H.C.: Wenn jemand ermordet wird, ist es vorbei. Der Tod ist endgültig. Man kann den Fall aufklären oder Gerechtigkeit erwirken. Aber die Person kann nie mehr zurückkehren. Wenn jemand verschwindet, gibt es Hoffnung. Es ist großartig, über Hoffnung zu schreiben, denn dabei geht es um Grenzerfahrungen. Die Hoffnung kann Menschen über sich selbst hinauswachsen lassen, aber auch widerstandslos innerlich zerbrechen.
Die Wahrheit hinter Lebenslügen aufzudecken, treibt die Handlung in Ihren Büchern voran, doch um Spannung geht es dabei nur vordergründig. Welche Themen liegen Ihnen am Herzen?
H.C.: Oberflächlich betrachtet, ist „Ich schweige für dich“ vielleicht ein Thriller und man wünscht sich, dass die Geschichte hinter der Handlung aufgelöst wird. Das hält einen bei der Stange und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Aber der Antrieb des Romans besteht aus den Themen Familie, Liebe und Nachbarschaften – und allem voran aus der Frage, wie weit man gehen würde, um die zu beschützen, die man liebt. Es geht dabei immer um Gefühle.
In den vergangenen 25 Jahren haben Sie 25 Romane veröffentlicht, davon zehn Bücher aus der Serie um Myron Bolitar, zwölf Stand-Alones und drei Jugendromane. Ihre letzten acht Thriller standen alle auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste, und mit über 60 Millionen verkauften Exemplaren in 43 Sprachen gehören Sie zu den erfolgreichsten Autoren weltweit. Hatten Sie mit zunehmendem Erfolg auch einmal das Bedürfnis, aus der Arbeitsroutine auszubrechen, beispielsweise Ihr Arbeitspensum zu verringern und nicht mehr jedes Jahr, sondern nur noch alle zwei einen Thriller fertig zu schreiben?
H.C.: Ich denke darüber nach. Aber letztlich setze ich es nie um. Es entspricht zwar ein bisschen einem Klischee, aber ein Schriftsteller verspürt den unausweichlichen Drang zu schreiben. Ich bin sicher, dass ich irgendwann langsamer machen oder mir eine Auszeit nehmen werde. Dieses Jahr habe ich einige Arbeit in zwei Fernseh-sendungen gesteckt (die Serie „Harlan Coben’s THE FIVE“ für den britischen Sender Sky1 und den Sechsteiler „Une chance de trop“ für den französischen Sender TF1), doch im Leben geht es ums Gleichgewicht. Ich muss Vater, Ehemann und Schriftsteller sein können, um mich ausgeglichen zu fühlen. Kommt eines zu kurz, leidet alles darunter.
Neben Ihrem Erfolg als Bestsellerautor sind Sie sind der Einzige, der mit dem Edgar-Award, dem Shamus-Award und dem Anthony-Award geehrt wurde. Nichtsdestotrotz haben Sie sich das Ziel gesetzt, mit jedem neuen Buch besser zu werden. Setzen Sie dieser hohe Anspruch und die kurze Zeit, in der Sie Ihre Bücher schreiben, nicht enorm unter Druck, oder beflügelt das Ihre Kreativität?
H.C.: Richtigstellung: Ich war der Erste, der alle diese Preise gewonnen hat. Nach mir haben das noch ein paar andere geschafft. An der Arbeit ändern Preise überhaupt nichts. Den Druck habe ich mir immer selbst gemacht – das heißt, ich strebe stets danach, dass mein nächstes Buch mein bestes ist. Wenn ich diesen Drang nicht mehr verspüre, höre ich wahrscheinlich auf zu schreiben.
Um sich nicht von Telefon, E-Mails, ihrer großen Familie oder Arbeiten rund ums Haus ablenken zu lassen, schreiben Sie fast nie daheim. Wo überall haben Sie schon gearbeitet, und ist es für einen bekannten Autor wie Sie überhaupt möglich, ungestört an öffentlichen Orten zu schreiben?
H.C.: Ich kann überall schreiben. Eine Zeitlang habe ich im Coffeeshop eines großen amerikanischen Supermarkts gearbeitet. Niemand hat mich gestört. Vielleicht weil ich bedrohlich aussah? Während der Arbeit an meinem letzten Buch nutzte ich, statt selbst Auto zu fahren, sogar den Fahrdienst von Uber, setzte mich in den Fond und schrieb. Ich habe schon in Flugzeugen, Zügen, am Strand und in Bibliotheken geschrieben, wo auch immer. Wenn ich einen geeigneten Ort finde, nutze ich ihn – bis es dort nicht mehr funktioniert, und dann suche ich mir einen neuen.
Schreiben ist ein einsamer Job. Wie gut kommen Sie damit zurecht und mit wem tauschen Sie sich über Ihre Arbeit aus?
H.C.: Unter meinen Freunden sind einige Schriftsteller. Manchmal gehen wir zusammen spazieren. Natürlich habe ich Familie. Und ich habe Lektoren, Agenten und ähnliche Leute. Aber Schriftsteller sind unabhängig. Wir mögen von Zeit zu Zeit gesellig sein, aber es liegt in unserer Natur, dass wir nicht von der Energie anderer zehren. Eigentlich werde ich der Geselligkeit in der Regel rasch überdrüssig. Deshalb fühle ich mich wohl, wenn ich allein bin.
Eines Ihrer Lieblingszitate stammt von E.L. Doctorow: „Schreiben ist wie eine Fahrt durch den Nebel. Man sieht nicht weiter als der Scheinwerfer reicht, aber man kann so die ganze Strecke zurücklegen.“ Hat sich an dieser Situation für Sie in all den Jahren des Schreibens etwas geändert?
H.C.: Möglicherweise. Ich analysiere den Entstehungsprozess meiner Romane nicht, aber er verändert sich von Buch zu Buch. Manchmal kenne ich eine Geschichte schon sehr gut, bevor ich mit dem Schreiben beginne, manchmal weiß ich noch ganz wenig. Aber so oder so ist es immer eine gewagte Reise ins Ungewisse.
Für einen Bestsellerautor Ihres Ranges, der in Gedanken unentwegt neue abgründige Fälle ersinnt, führen Sie ein erstaunlich unspektakuläres Leben. Ist das nicht schrecklich langweilig?
H.C.:Ich wuchs in einem ruhigen Vorort auf, der seltsame Geheimnisse barg. Als ich ein kleiner Junge war, gab es in der Stadt bei einer Schule ein mit Stacheldraht umzäuntes Gelände, vor dessen Betreten Schilder warnten. Gerüchten zufolge handelte es sich um einen Stützpunkt für Abwehrraketen, und deshalb hätten wir uns von dort fernzuhalten. Wissen Sie was? Es stimmte tatsächlich! Jetzt ist dort ein Park, aber man kann immer noch die Relikte der alten Startrampen sehen. Es kursierte auch das Gerücht, ein großes schauriges Haus in der Stadt gehöre einem Mafiaboss, der das Vorbild für Don Corleone im Film „Der Pate“ abgegeben habe. Und wissen Sie was? In diesem Haus lebte ein Mafiaboss… und obgleich das nie bewiesen wurde, fand man einen gewaltigen Ofen auf dem Gelände. Sie merken also, dass es sogar in meiner beschaulichen Heimatstadt immer Geheimnisse gibt…
© Goldmann Verlag, Interview: Elke Kreil