Tana French kehrt erneut zurück nach Irland und zu Cal Hooper, dem ehemaligen US-Cop, der sich hier zu Ruhe gesetzt hat. Mittlerweile ist er einigermaßen akzeptiert, doch wird immer ein Fremder bleiben. Doch das ist Cal ganz recht, denn das kleine Dorf mit seinen scheinbar naiven Einwohnern hat eine wesentlich komplexere Struktur und dunkle Geheimnisse. Cal reicht es am Rande zu stehen, solange man nichts gegen seine Verbindung zu Trey hat. Einer Jugendlichen aus zerrütteter Familie, die ihm wie eine Tochter ans Herz gewachsen ist. Da er ebenfalls eine liebevolle Beziehung zu der verwitweten Lena führt, kommt auch niemand auf dumme Gedanken, wenn Trey ihn täglich besucht. Sie lernt bei ihm das Schreinern und eine Art Erziehung, was den Umgang mit Menschen angeht. Soweit wäre alles in bester Ordnung, würde nicht eines Tages Treys Vater Johnny wieder auf der Matte stehen. Der charmante Kleinkriminelle verließ seine Frau mit den vier Kindern vor Jahren und steht plötzlich vor ihrer Tür, mit der größten Geschäftsidee seines Lebens. Leider involviert er damit das ganze Dorf und wie im Rausch scheint ihm jeder auf den Leim zu gehen. Auch Trey lässt sich von Johnny vereinnahmen. In dem Moment kann sich Cal nicht mehr raushalten, was ihm in diesem Dorf nicht gut tun wird.
Auch der zweite Teil um Cal Hooper lebt von den Charakteren der Dorfbewohner, der manchmal gruseligen Dynamik ihres Handelns und den klaren Strukturen, die Fremde nie überschreiten sollten. Als Leser wollte ich zwischendrin Hooper warnen, aufhalten, aber für seine Trey, die ihm wie eine Tochter ans Herz gewachsen ist, würde er fast alles tun. Nur gut das seine Lena den Überblick nicht verliert. Tolle Geschichte, tolles Buch!
Autorenfoto: ® Jessica Ryan
»Meisterhaft, wie Tana French Stimmungen einfängt und geniale Plots konstruiert«, sagt die Washington Post über Tana French. Mit ihrer eindrücklichen Sprache zeichnet die irische Autorin markante Gesellschaftsporträts und schaut tief in die Seelen der Menschen. Tana French wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet; ihre Romane stehen weltweit auf den Bestsellerlisten. Sie wuchs in Irland, Italien und Malawi auf, absolvierte eine Schauspielausbildung am Trinity College und arbeitete für Theater, Film und Fernsehen. Tana French lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im nördlichen Teil von Dublin.
Bei der Besprechung von dem Sucher, schrieb ich: Was Juli Zehs Bestseller „Unterleuten“ für Deutschland war, ist Tana Frenchs „Der Sucher“ für Irland. Ein großartiges kluges Buch, bei dem auch ein Verbrechen passiert.
Daher hätte es einen zweiten Teil nicht geben müssen. Die Sozialstudie und die Abgründe des Dorfes und deren Menschen waren erzählt. Doch Tana French wollte anscheinend noch etwas mehr von diesen Menschen berichten. Wo sie im ersten Teil den Fokus auf die dunklen Seiten der Bewohner hatte, zeigt sie in Feuerjagd die Träume und Wünsche auf. Man könnte es Naivität nennen oder einfach nur den Wunsch, einmal vom „was wäre wenn“ zu träumen, als die alten Iren sich in eine Art Goldrausch begeben. Dabei erfahren wir von der tiefen Einsamkeit einiger, dem Traum einmal berühmt zu sein oder einfach nur, den harten Winter etwas leichter erleben zu können. Doch wo solche existenzielle Wunschträume, Begierden geweckt werden, lauert auch die Schattenseite. Wehe dem, der aus Profitgier mit den Träumen solcher Leute spielt. Da kann es schneller tödlich ausgehen, als man denkt.
Lassen Sie sich wieder unterhalten von einem großartigen Roman, bei dem auch ein Mord geschieht.
Feuerjagd, Tana French, Fischer Scherz, gebundenes Buch, Seiten 525, ISBN: 978-3-949465-10-9, Euro 15,00, erschienen 24.7.2024.