Álvaro Enrigues Geschichte um das Treffen der Protagonisten Moctezuma, Azteken Herrscher und Hernán Cortés, spanischer Eroberer in der aztekischen, schwimmenden Hauptstadt Tenoxtitlán im Jahre 1519, ist eine Hommage an die Möglichkeiten der Erzählung: dessen, was ist, was es war, es hätte sein können, muss gewesen sein oder sonst noch was. Es ist ein außergewöhnlicher Roman, der in Mysterien, Gewalt, Machtgefühl und Träume gehüllt ist. Enrigue nimmt sich seiner Geschichte mit der Inspiration eines alten Schamanen, als unerschütterlicher Schöpfer an, statt sich den historischen Beweisen der Vergangenheit zu beugen. Und man kann sich gut vorstellen, dass der Autor viel Spaß beim Schreiben jeder einzelnen Seite hatte. Es strotzt nur so von lebendigen Details und Beschreibungen, aber es sind die Charaktere, die die Show stehlen, und wie! Respektlos, träge, mit einer beeindruckenden Menge an halluzinogenen Pflanzen und Kakteen, die sich zu einem Blendeffekt vereinen, vollgepumpt. Geschickt wickelt Enrigue die Leser: innen mit seiner aufregenden Komik ein. Er ist der Reiseführer, der die imperialistische Eroberung zu einem unwiderstehlichen, lebendigen, schillernden und witzigen Märchen umdeutet. Von „Königreichen hast du geträumt“ ist Fiction vom Feinsten!
Álvaro Enrigue, geboren 1969 in Guadalajara, studierte in Mexico City Kommunikationswissenschaften, lehrte anschließend Literatur des 20. Jahrhunderts und promovierte an der University of Maryland. Seit seinem 1996 erschienen Debüt »La muerte de un instalador« gehört er zu den wichtigsten iberoamerikanischen Gegenwartsautoren und gilt als der bedeutendste mexikanische Autor seiner Generation. Seine Werke sind preisgekrönt und wurden in viele Sprachen übersetzt. Zuletzt erschienen im Blessing Verlag »Aufschlag Caravaggio« (2015), »Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles« (2021) und »Von Königreichen hast du geträumt« (2023). Álvaro Enrigue lebt in New York.
Als der spanische Eroberer Hernán Cortés am 08. November 1519 mit seinem Gefolge in der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan eintrifft, hat er schon das halbe heutige Mexiko unterworfen. Doch nun soll es zum alles entscheidenden Moment kommen, dem Zusammentreffen zwischen Cortés und dem Azteken-Herrscher Moctezuma. Während die Azteken noch nie Pferde gesehen haben – die wichtigste Waffe der Konquistadoren –, probieren die Spanier zum ersten Mal Schokolade. Es ist das Zusammentreffen von zwei Welten, zwei Imperien, zwei Sprachen, voller diplomatischer Fallstricke. Beide Herrscher sind der Überzeugung, dass der andere komplett unzivilisiert sei, und es entfaltet sich eine mögliche Version dieser historischen Begegnung, die die Geschichte komplett verändert hätte.
Blessing Verlag – gebunden – 24,00 € – 257 Seiten – ISBN 987-3-89667-75-1