Neu an einer Schule zu sein, ist eigentlich ein schlimmes Gefühl, besonders wenn man ein Teenager ist. Doch für Adi ist es anders. Sie ist froh ihr altes Leben zurückzulassen. Ausgerechnet an dem Tag, als sie und ihre Familie in das neue Haus einziehen, sehen sie eine Gruppe Jugendliche, die mit hängenden Schultern und schweigsam auf einen Friedhof gehen. Ein Mitschüler, Ahmet, ist gestorben. Allem Anschein nach war es ein Unfall, er stürzte von einer Brücke, als er sie mit Graffiti besprühen wollte. Denn Ahmet war ein begnadeter Sprayer. So tritt Adi ihren ersten Tag in der Schule mitten in einer Tragödie an, denn es ist ausgerechnet ihre neue Klasse, in der Ahmet Schüler war. So lernt sie Ben, Ahmets besten Freund kennen, Bens langjährige Freundin Julia und auch die beiden Außenseiter Lizzie und Kris. Eigentlich gibt es festgeschriebene Gruppen und die beiden Außenseiter gehören nicht gerade zu den hippen Kids wie Ben und Julia. Doch Adi schwebt irgendwie zwischen allen. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, was ihr auf der alten Schule angetan wurde. Es ist mehr als ein Jugendbuch und geht um mehr, als um Mobbing und den „normalen“ zwischenmenschlichen Terror von Teenagern. Es ist ein richtiger Kriminalroman für Jugendliche. Eine gute Geschichte, die Heranwachsenden bestimmt gefällt. Mir missfiel ein bisschen der Stil, der zwischen den Erzählungen der Protagonisten, Polizeibefragungen und Therapiesitzungen hin und her wechselt.
Was mir aber sehr, sehr gut gefallen hat, waren die Notrufnummern am Ende des Buchs. Dort sind die E-Mail-Adressen und Telefonnummern von der Nummer gegen Kummer, der Telefonseelsorge und auch JUUUPORT angegeben, an die sich Jugendliche wenden können, wenn sie Hilfe in ausweglosen Situationen brauchen. Eine grandiose Initiative!
Autorenfoto: ® Michael Bader
Alex Pohl hatte jede Menge Jobs, bevor er unter dem Pseudonym L.C. Frey ein riesiges Thrillerpublikum begeisterte. Mit »Eisige Tage« erschien 2019 der Auftakt einer neuen Krimireihe um das charakterstarke Ermittlerduo Hanna Seiler und Milo Novic — und um den Tatort Leipzig, seine Heimatstadt. Alex Pohl ist außerdem Co-Autor des Nr.-1-Bestsellers »Abgefackelt« von Michael Tsokos.
„Die Schule ist ein Schlachtfeld und die Schlacht tobt jeden Tag. Das Einzige, worum es geht, ist, die paar Jahre zu überleben, bis man hier rauskann.“ Ein Zitat von Kris dem Außenseiter, Einserschüler und Nerd. Er bewahrt sich den Frieden mit den angesagten Kids, indem er die Hausaufgaben für sie macht. So lassen sie ihn in Ruhe. Lizzie sieht aus wie eine Gothic-Tante und man sieht auf sie herab, aber sie ist mit Kris befreundet. Und dann sind da die Stars der Schule, Ben das Fußballass und seine beiden Kumpel Mark und Leon. Natürlich ist Ben mit dem hübschesten Mädchen zusammen, Julia, die genauso erfolgreich ist wie er. So fällt es Adi schwer sich zu orientieren, als sie auf die neue Schule kommt. Vor allem, weil sie hier eine ganz andere Person sein will als noch vor Kurzem. Denn es ist etwas an ihrer alten Schule passiert, das sie nie im Leben vergessen wird, obwohl sie es sich so sehr wünscht. Der Tod von Ahmet dem Graffiti-Künstler, dem eigentlich alles egal war, solange er sein Sprayen und sein Dope hatte, bringt alles durcheinander. Doch dieses Mal ist es Adi, die mutig vortritt.
Ein guter Jugendkrimi, der am Ende nicht vergiss, betroffenen Jugendlichen einen Ausweg anzubieten. Auch wenn es nur in Form von Telefonnummern und E-Mail-Adressen ist, so wurde an die vielen Jugendlichen gedacht, die von Gleichaltrigen Gruppen oder Kids in der Schule gemobbt, gequält und lächerlich gemacht werden.
Und raus bist du, Alex Pohl, cbt Jugendbuch, Paperback Klappenbroschur, 368 Seiten, ISBN: 978-3-570-31349-7, Euro 13,00.