
Jean-Christophe Grangé hatte immer einen harten Stil und schönte nie ein Verbrechen. Doch in seinem Roman, Fesseln des Bösen, schwelgt der Autor zum Teil in Perversität. Natürlich, wenn man eine Hardcore BDSM Szene zum Hintergrund eines Thrillers macht, bleibt einem als Schriftsteller nicht viel übrig. Dennoch ist Grangé natürlich ein Meister seines Fachs und seit Jahren der beste französische Thrillerlieferant. Mir persönlich haben seine Titel, wie Der Flug der Störche, Purpurne Flüsse oder Das Imperium der Wölfe besser gefallen, doch ist Fesseln des Bösen wieder unglaublich spannend. Denn eines schafft der Meister des harten Krimis immer wieder, er erschafft Protagonisten, die sich am menschlichen Abgrund hangeln und das trifft nicht nur für seine mutmaßlichen Mörder zu. Auch die sogenannten Guten, wie Kommissar Corso, machen einem normalen Menschen Angst.
Damit spielte Grangé schon immer und meisterhaft: Mit der Angst seiner Leserschaft!
Wir schauen durch diesen Raman direkt in das Wien von 1922. Eine wirtschaftlich zerstörte Stadt die am Anfang einer galoppierenden Inflation steht und deren Einwohner in Löchern wohnen die man nicht Wohnungen nennen kann. Die Polizei ist schlecht ausgerüstet und in bürokratischen Denkmustern gefesselt. Der Protagonist, August Emmerich kann sich dem nur entziehen weil er brillante Ergebnisse erzieht. Sein persönlicher muffeliger Umgangston macht ihn unbeliebt. Deshalb hat er auch Feinde die ihm tödlich nahe kommen. Die Mordinspektion „Leib und Leben“ arbeitet wieder auf Hochtouren und wir, die Leser fiebern mit.
