Christopher Klöble: Durch das Raue zu den Sternen

Christopher Klöble erzählt in seinem neuen Roman „Durch das Raue zu den Sternen“ die Geschichte eines 13-jährigen Mädchens – eines musikalisch hochbegabten Mädchens. Oder besser gesagt, er lässt die Geschichte von der Protagonistin Arkadia Fink, die von der Mutter „Moll“ genannt wird – offensichtlich neigt sie zur Melancholie – erzählen. Arkardia lebt mit ihren Eltern in einem Dorf in der Nähe von München. Selbst in Bayern aufgewachsen, bewegt Klöble sich auf sicherem Terrain, schafft eine atmosphärische Dichte mit glaubwürdigen, gelungenen Charakteren. Er besticht und zieht mit seiner schlichten, schönen, manchmal poetischen Sprache in seinen Bann.

Man könnte meinen, dass schon der Vorname Arkardia zur Außenseiterin macht. Wäre da nicht ihre exzentrische Mutter, eine erfolglose Tondichterin, die fest davon überzeugt ist, dass Beethoven eine Frau war und darüber ein Buch schreibt. Gegen Mobbing wehrt sich Arkardia – wenn es sein muss mit ihren Fäusten und selbst Lehrer bekommen am eigenen Leib zu spüren, wie es ist, wenn Arkardias Temperament mit ihr durchgeht. Immer wieder glättet die Mutter die Wogen bis sie eines Tages „kurz weggeht“. Arkardia verliert den einzigen Menschen, von dem sie sich verstanden fühlt, der sie förderte, immer unterstützte und schützte. Auch die Welt des Vaters gerät aus den Fugen. Ihm fehlt seine Frau. Ihm, dem Schreiner, dem immer ein Teil der besonderen Mutter-Tochter-Welt verschlossen blieb, fehlt die Vermittlerin im Umgang mit seiner heranwachsenden Tochter. So irritierend es manchmal ist, wie erwachsen und distanziert Arkardia ihre Geschichte erzählt und man sich fragt, ob der Autor immer den richtigen Ton getroffen hat, so überraschend ist ihr nahezu kindlicher Glaube, dass ihre Mutter zurückkehrt, würde sie die Tochter in einem Knabenchor im Fernsehen singen hören. Zielorientiert geht Arkardia ihr Anliegen an. Trotz Hochbegabung oder obwohl hochbegabt, fällt Arkardia der Erfolg nicht in den Schoß. Klöble macht es seiner Protagonistin nicht leicht. Sie muss sich ihren Weg hart erkämpfen und Rückschläge einstecken, an denen sie wächst. Vor unseren Augen wird dieser Teenager erwachsen, lernt das Unvermeidliche zu akzeptieren. Sie reift menschlich und künstlerisch. Mutig und unbeirrt überwindet sie alle Hindernisse, verzaubert mit ihrer Stimme und greift nach den Sternen.

Foto: Christine Fenzl

Christopher Kloeble wuchs in Oberbayern auf und studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, unter anderem den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung für das beste Romandebüt 2008, ›Unter Einzelgängern‹, und für das Drehbuch zu ›Inklusion‹ den ABU-Prize für das beste TV-Drama. Er war Gastprofessor in Cambridge (GB) sowie an diversen Universitäten in den USA, zuletzt am Dartmouth College. 2012 veröffentlichte er viel beachtet den Roman ›Meistens alles sehr schnell‹, der u.a. auch in Israel und den USA erschien. Derzeit arbeitet er an der Verfilmung. Kloeble lebt in Berlin und Delhi.

 

Arkadia will in einem Knabenchor singen, und das um jeden Preis. Atmosphärisch, tief bewegend und auf tragikomische Weise erzählt Christopher Kloeble in »Durch das Raue zu den Sternen« von der großen Liebe eines Mädchens zu ihren Eltern und der Musik. Und dem unbändigen Willen, der Welt zu beweisen, wer man sein kann, wenn man sich den Regeln der Gesellschaft nicht beugt.

Klett-Cotta Verlag – gebunden – 238 Seiten – 24,00 € – ISBN 978-3-6081-2459-0

 

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