Schlagwort: Liedermacher und künstlerischer Revolutionär

Der Liebe Zuliebe, Konstantin Wecker

Ich habe einige von Konstantin Weckers Büchern gelesen: Der Klang der ungespielten Töne, Mönch und Krieger und Uferlos. Mit sechzehn Jahren sah ich den damals dreißigjährigen Sänger das erste Mal live und ich war im Laufe meines Lebens unzählige Male bei seinen grandiosen Konzerten. Das Konzert 2024 in der Alten Oper in Frankfurt war mein Letztes. Konstantin Wecker, ein Sänger im Alter von siebenundsiebzig Jahren, und auch ich mittlerweile eine ältere Frau, war ich doch immer noch Liebhaberin seiner Musik. Er hat mit seinen Liedern und seiner Bühnenpräsenz eine enorme Botschaft herübergebracht – und das immer leidenschaftlich!

Dabei war Konstantin Wecker schon immer zwei Personen in einem Körper. Auf der einen Seite der geniale Liedermacher, Revolutionär, der Romantiker und einfühlsame Sänger, der sich in unsere Herzen spielte und ein unvergleichbares Lebensgefühl hinterließ. Auf der anderen Seite ein Mann, der sich seiner Anziehungskraft und Attraktivität sehr bewusst war, kaum Gelegenheiten ausließ und auch mal wie ein Zuhälter im Pelzmantel durch München zog. Ein Mann, der Partys und Orgien feierte. Ein Krimineller, der einen Bankraub, eine Jugendsünde, beging und der wegen Kokainbesitz hinter Gitter kam. Ein VIP, der das Geld mit vollen Händen herausschmiss und völlig pleite mit einem Haufen Schulden dastand. Ein Künstler, der zeitweise drogensüchtig und alkoholkrank war, der in erster Ehe eine dreizehn Jahre jüngere Frau und in zweiter Ehe eine siebenundzwanzig Jahre jüngere Frau heiratete. Zwei Seelen wohnten da in einer Brust, und dennoch waren seine Bücher immer ehrlich. Man erkannte ihn wieder, die beiden Seiten an ihm, die er auch nie zu verstecken bemüht war.

Sein neues Buch, Der Liebe Zuliebe, hat mich jedoch sehr erstaunt, denn ein dritter Konstantin Wecker betritt hier die Bühne der Öffentlichkeit. Einer, der mir nicht gefällt und mit seinem mystischen, religiösen Gesäusel eine Herausforderung für mich darstellt. Aber wer bin ich? Lesen Sie Konstantin Weckers neues Buch und entscheiden Sie lieber selbst, was Sie davon halten. Ich bleibe derweil den beiden Weckers, die ich kenne und als Künstler lieben gelernt habe, treu. Dem bösen Buben und dem genialen Liedermacher!

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