Schlagwort: Thriller

Twelve Secrets, Robert Gold

Twelve Secrets von Robert Gold

Twelve Secrets ist ein über vierhundert Seiten starkes Debüt. Und für ein Debüt ist es wirklich stark. Doch eigentlich kein Wunder, denn der Autor kommt aus dem Journalismus und arbeitete jetzt für einen Verlag. Ein Mann, der schreiben kann und ein enormes Gefühl für Spannung und Pausen besitzt. Der Thriller selbst ist eine raffiniert aufgebaute Geschichte, die mit allen Abgründen des menschlichen Daseins spielt. Macht, Lust, Kontrolle und Reichtum führen zu einer Verkettung von Umständen, die gebrochene Herzen und Familien mit sich ziehen. Nur langsam löst sich der verschlungene Knoten. Obwohl Robert Gold immer wieder falsche Fährten legt, kann man fast am Ende eine Ahnung bekommen, wer hinter allem steckt. Doch das WARUM ist eine große Überraschung.

Robert Gold ist ein neues Thrillertalent, von dem wir hoffentlich noch viel hören werden.

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Ingenium, das erste Rätsel, Danielle Trussoni

Es war 2010, als ich meine erste Rezension verfasste, für das Buch Angelus von Danielle Trussoni. Ich war damals angetan von der Fantasie-Autorin. Jetzt 2023 hat Danielle Trussoni wieder einen mystischen Thriller herausgebracht und ich konnte natürlich nicht an diesem Buch vorbeigehen. Ingenium ist definitiv ein schneller, atemloser Thriller, der ungemein gut recherchiert wurde und es mit dem Da Vinci Code aufnehmen kann. Sie baut nicht nur das Savant-Syndrom, eine Inselbegabung, in diesem Fall, die Fähigkeit Muster und Rätsel zu erkennen in ihren Roman ein. Es geht vor allem um den jüdischen Glauben und die Legende von Rabbi Löw, der um 1580 in Prag eine von ihm gefertigte Tonfigur, einen Golem, für kurze Zeit mit Leben erfüllt hat. Die alten Mythen, jede Menge Rätsel, habgierige Milliardäre, die nach ewigen Leben trachten und eine unschuldige junge Frau, die im Gefängnis sitzt für einen Mord, den sie nicht begangen hat, halten den Leser in Atem!

Das ist dann der Stoff, aus dem die Bücher geschrieben sind, die man in einem Rutsch liest, weil man sie einfach nicht aus der Hand legen kann. Ich bin auf jeden Fall dabei, wenn nächstes Jahr der nächste Teil kommt.

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Andreas Pflüger: Wie sterben geht

Jahrzehntelang beflügelte der Kalte Krieg die Phantasie von Autoren weltweit und das Genre Spionage stand in voller Blüte. Spannende Konflikte, mutige und unerschrockene Agenten der CIA und des MI5 – allen voran James Bond, retteten die westliche Welt vor den Machthabern im Kreml. Leser: innen, die glauben, alles zu diesem Thema gelesen und gesehen zu haben, sollten erst Andreas Pflügers neuen – heute erscheinenden Thriller Wie sterben geht – vor einer endgültigen Einschätzung lesen. Wie schon in seinen vorangegangenen Thrillern besticht Pflüger mit seiner aufwendigen Recherche und siedelt seinen spannenden, glaubwürdigen Plot in den frühen 1980er Jahren an und setzt ihn in Kontext mit den weltpolitischen Ereignissen dieser Zeit. Pflüger schickt eine Agentin ins Rennen: Nina Winter, jung, ehrgeizig und wagemutig, die die erste Chance, die sich ihr bietet nutzt und den Schreibtischjob gegen den aktiven Dienst – in Moskau – tauscht. Dass sie russisch wie ihre Muttersprache spricht ist selbstverständlich. Dass sie dem russischen KGB-Offizier Rem Kukura durch ihre Stellungnahmen aus ihrer Zeit als Analystin bekannt ist, deutet darauf hin, dass er kein kleines Licht auf der KGB-Torte ist. Pflüger mag seine Protagonistin, man kann es lesen und spüren, auch wenn er ihr nichts schenkt. Weiterlesen

Rachel Hawkins: Windnacht

Windnacht ist unheilvoll, intensiv und suchterzeugend: ein cineastischer Thriller, der gekonnt Gothic Atmosphäre mit einem idyllischen Setting auf einer einsamen Insel verbindet. Dazu eine Würzmischung aus dunklen und gefährlichen Geheimnissen und – eine Romanze. Wenn also „escape dispense“ Ihr Ding ist, greifen Sie zu einem Exemplar von Windnacht und setzen Segel in Richtung Meroe Island. Dabei werden Ihnen fesselnde Charaktere begegnen, die impulsiv, geheimnisvoll und mit sich selbst beschäftigt sind. Die Prosa ist präzise und klar. Und die Geschichte entwickelt sich schnell und lässt das Gespinst aus Lügen, Geheimnissen, Eifersucht, Betrug, Drama, Manipulation, Verzweiflung, Verrat, Gewalt und Mord erahnen. Sechs Menschen auf der Weiterlesen

Witwenwald, Kristoffer Bark Reihe II, Anna Jansson

Wie es scheint setzt Anna Jansson auf ihr Erfolgsrezept vom ersten Band. Denn ihre Protagonisten sind auch in Witwenwald wieder eine Ansammlung von reichlich kaputten Seelen, die sich alle mehr oder weniger verdächtig machen. So stolpert man als Leser wieder durch die recht spannende Geschichte und möchte jedem der Charaktere inklusiver Kristoffer Bark helfen. Denn logisches Handeln ist selbst bei einer Polizistin nicht selbstverständlich. Obwohl, wenn man einen richtigen Burn-out hat, fehlt vielleicht die Logik?

Fazit: Prima Fortsetzung mit viel Spannung. Manchmal zu brutal aufgetischt, das hätte auch mit leiseren, raffinierteren Effekten passieren können. Hier und da eine Wiederholung zu viel für meinen Geschmack. Nichtsdestotrotz wächst einem Kristoffer Bark ans Krimiherz und sein Team wächst so langsam auch! Weiterlesen

Der Mondmann – Blutiges Eis, Fynn Haskin

Der Mondmann ist mein erster Grönland-Thriller. Man weiß ja mittlerweile, dass the meisten eiskalten Thriller aus dem hohen Norden, die Leser vor Spannung gehörig ins Schwitzen bringen. Doch in kältere Gegenden, als zu den Samen war ich geografisch bei Krimis nie gekommen. Umso interessanter war es einen Thriller zu lesen, bei dem es um die Inuit geht, dem Volk die seit viertausend Jahren in Grönland leben. Der Mondmann ist ein sehr spannender Thriller ohne Längen. Es geht Schlag auf Schlag, nachdem die Hauptprotagonisten erst einmal eingeführt sind. Die Morde, die an den indigenen Einwohnern einer kleinen Eisfjord-Bucht-Siedlung in Grönland geschehen sind grausam und auf eine Weise absurd. Schnell geht das Gerücht um, dass ein mystisches Monster der Inuit wieder sein Unwesen treibt. Der mehr oder weniger strafversetzte Profiler Jens Lerby hält das ganze erst einmal für einen Witz, doch das ändert sich rapide, als er die Wesensart der Inuit zu verstehen beginnt. Pally, die Enkelin des ansässigen Schamanen wird ihm eine Partnerin, um den brutalen Mörder zu stellen.

Ein rasanter Thriller, bei dem man die Wesensart und Geschichte der Inuit kennenlernt. Hochinteressant, unterhaltsam und topaktuell! Denn die Gier nach dem schnellen Geld macht auch nicht vor Grönland halt. Ich persönlich freue mich auf die nächste Begegnung mit Lerby und Pally! Weiterlesen

Rotwild, Maria Grund, Thrillerserie Teil II

Rotwild ist der zweite Band um die Polizistinnen Sanna und Eir, die auf einer Insel an der schwedischen Küste ermitteln. Das Debüt Fuchsmädchen wurde wohlverdient gelobt und führte uns bereits in die hochinteressanten, wenn auch schwierigen Charaktere der beiden Ermittlerinnen ein. Rotwild hat mir noch einen Tick besser gefallen als der erste Band, denn er beschäftigt sich mit der Verrohung der Menschen in Zeiten, in denen viele die Hoffnung auf Frieden in der Welt verloren glauben. Daher schafft die Autorin auch einen politischen Hintergrund, der eher fiktiv ist und nicht klar geschildert. Sie spricht immer wieder von den Aufständen der Bürger auf dem Kontinent, von brennenden Häusern, bezieht sich aber nicht explizit auf den Russland-Ukraine-Krieg. Jedoch ist der Hintergrund, der zum Verfalls menschlicher Moral und gesellschaftlichen Miteinanders notwendigerweise führt, beschrieben, um die Geschichte verständlich zu machen. Denn wer könnte sonst die Motive der mordenden, kaltschnäuzigen Gruppierungen nachvollziehen, hinter denen Eir und Sanna dieses Mal her sind. Und zu guter Letzt ist da auch noch die nicht ganz geklärte Geschichte von Jack Abrahamsson, dem psychopathischen jugendlichen Mörder vom ersten Band.

Ich habe einige Rezensionen gelesen und war erstaunt, dass Rotwild nicht so viel Anklang bekam wie Fuchsmädchen. Ich sehe es genau anders herum. Rotwild übertrifft seinen Vorgänger um Längen. Wo Fuchsmädchen ein reiner Thriller war, ist Rotwild viel mehr. Es ist immer noch ein super Thriller, aber auch eine Sozialstudie darüber, wie verängstigte Erwachsene und verrohte Jugendliche eine Gesellschaft ins Chaos stürzen können.  Weiterlesen

Acht perfekte Morde, Peter Swanson

Wenn man selbst ein Krimiliebhaber ist und bereits viele gelesen hat, macht dieser Thriller von Peter Swanson einfach nur Spaß. Denn es ist ein ständiger Verweis auf andere Thriller. Immerhin geht es um eine vor zehn Jahren in einem Literaturblock veröffentlichen Liste. Die Liste, der acht perfekten Morde in der Krimiliteratur. Autor dieser Liste war damals Malcolm Kershaw, mittlerweile Mitbesitzer eines eigenen Buchladens, in dem gebraucht und neue Krimis und Thriller verkauft werden. Malcolm lebt ein ruhiges und einsames Leben, bis eines Tage eine FBI-Agentin in seinen Laden kommt. Es scheint, ein Serienmörder treibt sich in Neuengland herum und mordet Malcoms Liste der perfekten Morde ab. So wird der kauzige Buchhändler plötzlich selbst zum Ermittler und immer mehr Abgründe tun sich vor ihm auf.

Eine tolle Idee für einen Thriller, bei der man als Leser ständig das Gefühl hat alte Bekannte zu treffen. Denn wer die Liebe des Buchhändlers zu seinen Büchern versteht, kennt mindestens die Hälfte aller Bücher, die in diesem Thriller erwähnt werden. Abgesehen davon ist das Buch ein Verwirrspiel, das nur nach und nach seine Geheimnisse lüftet. Prima Unterhaltung!

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Kalt und Still, Viveca Sten

Die neue Reihe von Viveca Sten dreht sich um die Polizistin Hanna Ahlander, die gerade die Hölle in ihrem Leben durchmacht. Gemobbt von Kollegen und Chef ist sie ihren Job fast los, dann verlässt sie auch noch ihr Freund und verlangt, dass sie sofort auszieht. Ihre Schwester bietet ihr an, erst einmal in ihr Ferienhaus im Skigebiet Are zu ziehen und über Weihnachten auszuspannen. Doch dazu kommt die junge Polizistin nicht, denn am Luciafest verschwindet ein Mädchen von einer Party. Leicht bekleidet wäre der Dauerfrost ihr Tod, doch bis auf einen Schal findet man nichts. Außerdem ahnt Hanna, dass etwas mit der Putzfrau ihrer Schwester nicht stimmt und schon ist sie am Puls der kriminellen Seite Ares. Gut, dass Kriminalkommissar Daniel Lindskog ein chronisch unterbesetztes Team hat und ihr einen Job anbietet.

Viveca Sten braucht nicht zu beweisen, dass sie eine der besten Krimiautoren Schwedens ist, ihre Sandhamn Reihe hat das bewiesen. Und auch die neue Serie um Hanna Ahlander vereinnahmt den Leser vom ersten Wort und hat Suchtcharakter. Bitte mehr davon!

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Auf Bewährung, Jonas T. Bengtsson

Auf Bewährung ist ein Krimi, den man als dänischen Roman Noir bezeichnen könnte. Eine unglaublich gut durchdachte Geschichte, die das Leben des von Kindesbeinen kriminellen Danny beschreibt. Bei aller Düsternis des Gangsterviertels in Kopenhagen in dem die drei Freunde, Danny, Malik und Christian groß wurden, hat der Autor Jonas Bengtsson die Erzählung in einen so speziellen Schreibtstil verpackt, dass sie fast leicht vor sich her fließt.

Spannend, außergewöhnlich und mitreißend, so muss man diesen Roman klassifizieren. Die Geschichte ist aber auch dunkel, traurig und für behütet aufgewachsenen Menschen schockierend. Exzellenter Krimi, Thriller oder wie immer man „Auf Bewährung“ nennen möchte.

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