Schlagwort: Roman

Uwe Fleckner: Im Schatten der Blauen Pferde | Interview: Fünf Fragen an den Autor

Nun, wenn ein Professor für Kunstgeschichte, studierter Philosoph und Germanist wie Uwe Fleckner sich in die Höhle des Löwen begibt und sein Romandebüt vorlegt, darf man gespannt sein. Und ich wurde nicht enttäuscht! Liebhaber der deutschen Sprache, der Kunstgeschichte und Geschichtsinteressierte wie auch Kalifornien Fans kommen voll auf ihre Kosten. Dabei ist der Roman spannend wie ein Krimi. Zugegeben, das Lesevergnügen will verdient sein. Fleckners Geschichte fordert volle Konzentration und aufmerksames Lesen. Der Autor lässt seinen Protagonisten, Maximilian, genannt Max, Kisch, Kunsthistoriker, Besessener, beziehungstechnischer Looser, den nur die Suche nach dem „Turm der blauen Pferde“ und anderen im Nationalsozialismus verschwundenen Bildern, einigermaßen auf Spur hält, in der ersten Person erzählen. Fleckner Weiterlesen

Janne Mommsen: Die Weihnachtsliste

Mommsens charmante Weihnachtsgeschichte führt die Leserschaft nach Friedrichstadt. Tatsächlich bin ich vor Jahren – ganz kurz – und ohne um die Besonderheit und die Bedeutung dieses Ortes zu wissen, in Friedrichstadt gewesen. Schade! Vielleicht hätte ich mit etwas Glück den magischen Spielzeugladen von Onkel Hein entdeckt. Aber zur Sache, bzw. zum Buch: Großonkel Hein hinterlässt sein Haus samt Spielzeugladen seinem vagabundierenden Großneffen Ben. Schon auf dem Sprung nach Singapur muss Ben vor der Abreise die Angelegenheiten seines Großonkels regeln. Das Inventar verkaufen, einen Interessenten für das Haus finden und – den traditionellen Weihnachtsbasar zu Gunsten eines afrikanischen Waisenhauses am 4. Advent für die Weiterlesen

Giuliano da Empoli: Der Magier im Kreml

Das vorliegende Werk ist ein Roman, das wichtig ist, um die gegenwärtige Weltlage richtig einordnen zu können. Es ist ein Versuch mi den Mitteln der Belletristik politische Entwicklungen zu erklären die uns, so meinen einige politische Beobachter, an den Rand des dritten Weltkriegs bringen. Wieder einmal ist ein Herrscher, diesmal der Herrscher im Kreml, der Zar, an der Festigung seiner Macht interessiert und übernimmt althergebrachte Mechanismen um seine Macht zu sichern. Um diese Mechanismen in den geschichtlichen Kontext stellen zu können muss man sich intensiv mit politischen Verhältnissen auseinandergesetzt haben und diese intensiv verfolgen. Das macht der Autor auf unterschiedlichste Weisen. Während der Lektüre dieses Roman wird dem/der Leser*in einiges in diesem Konflikt deutlich und versetzt ihn in die Lage Handlungsweisen zu abstrahieren. In Frankreich der #1 Bestseller und vielfach ausgezeichnet: «Der Magier im Kreml» von Giuliano da Empoli, ist ein auf realen Personen und wahren Begebenheiten basierender Roman. Weiterlesen

Gloria Naylor: Die Frauen von Brewster Place

 

Mit ihrem Debütroman »Die Frauen von Brewster Place« legte Gloria Naylor vor 40 Jahren den Grundstein für ihre äußerst steile Karriere und inspirierte Oprah Winfrey eine erfolgreiche Miniserie basierend auf dem Buch zu produzieren, in dessen Zentrum sieben schwarze Frauen stehen. Jede Geschichte in Die Frauen von Brewster Place für sich genommen ist fesselnd und obwohl jede Geschichte nur tangential mit jeder anderen Geschichte verbunden ist, bietet die Autorin eine Gesamteinheit, die den Roman trägt. Und zwar nicht in herkömmlicher linearer Struktur, sondern unter Verwendung von mehreren Miniplots, die das Leben der einzelnen Protagonistinnen beleuchten und der Autorin ermöglichen, sich auf die Charaktere zu fokussieren. Und es gelingt Naylor ihre Figuren überzeugend zu entwickeln. Jede Frau wird mit ihrer eigenen einzigartigen Persönlichkeit präsentiert, die fein ausgearbeitet ist, so dass sie sowohl einprägsam als auch kraftvoll daherkommt. Weiterlesen

Marianne Cronin: Die hundert Jahre von Lenni und Margot

Ich finde Geschichten über unwahrscheinliche Freundschaften spannend, jedoch so etwas Berührendes, wie diese emotional aufgeladene Geschichte über den Teenager Lenni und die achtzigjährige Margot sucht ihresgleichen. Mit 17 bzw. 83 (eine kombinierte Lebenszeit von 100 Jahren) sollten sie wenig gemeinsam haben. Schließlich wurden sie  in verschiedene Welten, verschiedene Epochen hineingeboren. Margot kann auf ein langes und reiches Leben blicken, während Lennis zu Ende geht, bevor es kaum begonnen hat. Und doch verbindet diese beiden Frauen mehr als der gemeinsame Aufenthalt auf einer Palliativstation: Die Feier des Lebens. Und so ist die Geschichte der beiden Frauen angefüllt mit Licht und Farbe, Weisheit und Witz, Anmut, Humor und Hoffnung. Es ist kaum zu glauben, dass es Marianne Cronins Romandebüt ist. Eine starke Leistung. Die Geschichte lebt von den beiden liebenswerten Charakteren. Lenni: lebhaft, respektlos, mutig und sterbend, eine alte Seele mit fragilen, jungen Schultern. Margot: eine Überlebende mit lebenslangem Bedauern und einem speziellen Sinn für Humor. Die beiden sind verwandte Seelen und fühlen sich zueinander hingezogen. Durch ihre Freundschaft und die Stunden, die sie für ihr gemeinsames Krankenhauskunstprojekt verbringen, kann Margot ihr Leben noch einmal erleben und neu bewerten, während Lenni mittelbar ein Leben führen kann, eine Erfahrung, die sie nie besitzen wird. Die Symbiose ist einfach, dennoch schmerzhaft schön. »Wir können ebenso wenig nicht wissen, warum du stirbst, wie wir wissen können, warum du lebst. Das Leben und das Sterben sind große Geheimnisse, und man kann beides nicht verstehen, solange man es nicht selbst erlebt hat.« Weiterlesen

Thomas Meyer: Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin

Ein Werk das voll von feiner Ironie ist, die uns Deutsche und Juden so auf den Arm nimmt, dass man nicht böse oder gar beleidigt sein kann. Es ist schon bemerkenswert wie wir in diesem Buch auf unsere Grundeigenschaften skelettiert werden. Die Gegensätze Juden Nazis sind so überzeichnet und skurril, das jeder mit Sicherheit manches Vorurteil kennt. Der Autor zeigt uns unsere Welt die voll von Aggressionen gegenüber Mitmenschen ist und die durch soziale Medien in erschreckender Weise zum Ausdruck kommt. Ein Werk das zum Nachdenken anregt.

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Horst Eckert: Das Jahr der Gier

Die spannendsten Geschichten sind diejenigen die sich fast so zugetragen haben wie sie erzählt werden. Fiktion und Wahrheit mischen sich in diesem Roman sodass dieser Wirtschaftskrimi uns vor Augen führt, wie gewissenlose Gangster Menschen um ihr Geld bringen und Existenzen zerstören. Der Autor hat es auf 432 Seiten geschafft atemlose Spannung und zeitweise großen Zorn hervorrufen zu können. Es geht um die Geschichte von Wirecard die in diesem Roman Worldcard AG heißt. Eckert zeigt, wie kriminelle Macher, Bürokratie und zu sorglose Prüfer über- tölpeln und  am Nasenring über das Finanzparkett ziehen.. Es erscheint unglaublich, dass an ausgefuchsten Prüfungsgesellschaften vorbei in dieser Art und Weise es über Jahre möglich gemacht wurde Milliardenbeträge in dunkle Kanäle versickern zu lassen ohne dass nachgefasst wird. Es erscheint im Nachhinein unglaublich dass sich eine Bundesbehörde die die Finanzwelt kontrollieren soll für nicht zuständig erklärt. Spätestens nach dem Erscheinen dieses Buches wird die Öffentlichkeit weitere Erklärungen erwarten dürfen. Weiterlesen

Jan Weiler: Der Markisenmann

Eine berührende Geschichte die der Autor Jan Weiler uns da erzählt. Von Gefühlen einer 16 Jährigen, die wilden Protest schiebt bis es zur Eskalation kommt. Der Autor bringt uns aber auch den Ruhrpott näher und zu den darin lebenden Menschen mit ihren Eigenheiten und Vorlieben. Erzählt wird auch über Freundschaft und deren zerbrechen. Die DDR Vergangenheit und der Druck des Systems auf Menschen halten viele nicht aus und fliehen. Das wird nach und nach deutlich je tiefer man in die Handlung des Romans eindringt. Hier der verschrobene und scheinbar antriebslose Markisenverkäufer und an seiner Seite seine Tochter die vor leben strotzt. Weiterlesen

Andrea Weidlich: Wie Du Menschen loswirst, die Dir nicht guttun, ohne sie umzubringen

Stünde im Titel nicht „ohne sie umzubringen“ hätte man die Lösung schnell zur Hand. Wir kennen solche Szenarien aus Krimis: ein schön, aber abseits gelegenes Hotel – eigentlich geschlossen.  Pandemie-bedingt, was auf die Aktualität verweist, in dem eine Gruppe von Menschen zusammen kommt und sich vor eine Aufgabe gestellt sieht. In Andrea Weidlichs neuestem Buch gilt es sich von toxischen Menschen zu befreien. Initiatorin dieses Experimentes ist Charly, eine Freundin von Andrea Weidlich, die nicht nur die Autorin der Geschichte ist, sondern sich selbst auch eine tragende Rolle darin geschrieben hat. Nämlich die der Autorin Andrea Weidlich. Charlys Einladung sind nicht alle gefolgt, aber Adrian, Marie, Isa, Daniel, Andrea und ihr bester Freund Lukas. Begleitet wird das Experiment von Paul, Charlys Therapeuten. Weiterlesen

Unverschwunden, Philipp Gurt

Die Geschichte einer grauenvollen Situation, die jedoch so zärtlich und liebevoll geschildert wird, dass man als Leser die ganze Gefühlspalette des Protagonisten miterlebt. Man weint mit ihm, man hofft mit ihm, verzweifelt und wird sehr, sehr nachdenklich. Stellenweise erinnerte mich Unverschwunden an das Buch Die Wand von Marlen Haushöfer. Wobei in Die Wand, die Protagonistin einen Lebenssinn fand, der sie beschäftigte mit dem täglichen Existenzkampf um Lebensmittel und Wärme. Lukas, der Unverschwundene in diesem Roman, hat alles, umsonst. Nur irrt er ungesehen, ungehört unter all den Menschen um ihn herum, ohne sie berühren oder mit ihnen kommunizieren zu können. So ist Luk tagtäglich nur seinen Gedanken- und Gefühlswelt ausgesetzt, ohne Hoffnung, diesen Zustand je wieder ändern zu können.

Oft zucke ich vor solchen Büchern zurück und befürchte sie sind zu dunkel. Doch ich muss sagen trotz des heftigen Themas, ist Unverschwunden ein wunderbares Buch. Es liegt an den so genau definierten Emotionen, den sehnsuchtsweckenden Beschreibungen der Schweizer Bergwelt und an dem wundervollen Schreibstil von Philipp Gurt. Dieses Buch tut man sich nicht an, man tut sich etwas Gutes damit!

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