Schlagwort: Historischer Krimi

Lea Stein: Altes Leid

Es ist erstaunlich, mit welchen Umständen bis vor kurzem noch Frauen zu kämpfen hatten, um zu überleben. Nicht nur dass sie 1947 gefroren und gehungert haben, nein, sie wurden auch durch männliche Gewalt und Ignoranz verletzt, getötet und missachtet. Dies hat die Autorin Lea Stein mit drastischen Bilder aus dem zerstörten Hamburg und Umgebung geschildert. Kein Stein auf dem anderen, die Menschen Haus in Löchern und Bunkern versuchten mit Hamsterkäufen und Schwarzmarktgeschäften über die Runden zu kommen. Dabei wurden sie neben übergriffigen Gangstern auch durch die Polizeibehörden gestört, die versucht haben, dem Schwarzmarkt die Mittel zu entziehen. Die Autorin erzählt aber auch eine Geschichte von Serientätern die notleidenden Frauen sexuell bedrängt haben. Ein Roman der den Lebenswillen von Menschen höchst anschaulich schildert. Weiterlesen

Volker Kutscher: Olympia, Der achte Rath-Roman

Der Autor Kutscher führt uns wieder einmal intensiv vor Augen was es heißt in einem Unrechtsstaat zu leben. Das sollten vielleicht die Menschen lesen die meinen weil sie Masken tragen sollen würde Ihnen ein Grundrecht entzogen. Was die Menschen seinerzeit aushalten mussten, der Druck dem sie ausgesetzt waren weil sie die falsche Meinung oder die falsche Glaubenszugehörigkeit hatten ist im vorliegenden Werk eindringlich ausgeührt. Die Olympiade 1936 gab dem NS Regime die Möglichkeit der Weltöffentlichkeit ein Deutschland vorzuspiegeln das es nicht mehr gab. Mit einem Fahnenrausch wurde versucht die Fremdenfeindlichkeit besonders gegen farbige Menschen zu übertünchen. Kutscher macht daraus Kriminalfälle die zusammengehören und ein stimmiges Bild, auch der innenpolitischen Führung, ergeben. Weiterlesen

Uta Seeburg: Der falsche Preuße

Der Falsche Preuße @HarperCollinsGermany

Eine neue Romanreihe deutet sich an. Ein Preuße der bei der Bayrischen Kriminalpolizei Dienst tut. Ein Kriminalist, ein Feinschmecker und ein aufmerksamer Betrachter seiner Umwelt. So sehen wir durch die Augen des Wilhelm Freiherr von Gryszinski die Stadt München und ihre Bewohner im Jahre 1894. Da die Autorin dieses Meisterwerks wunderbar zu fabulieren weiß wenn es sich um leibliche Genüsse wie Essen und Trinken handelt. Das besondere Objekt der kriminalistischen Beobachtung ist ein undurchsichtiger Preußischer Landsmann der ein großes Haus in München Bogenhausen führt. Der Roman ist ein wunderbares Beispiel eines historischen Kriminalromans. Weiterlesen

Martin Keune: Knockout

Heuraka möchte man ausrufen! Zufällig habe ich auf der Backlist des Bebra Verlages die Bücher des Autors Keune gefunden. Als ausgewiesener Freund des historischen Kriminalromans sind die Bücher eine Offenbarung. Heune erweist sich als profunder Kenner des alten Berlin und hat ein Händchen für spannende Geschichten. In seinem ersten Roman „Die Blender“ beschreibt er die Okkultische Szene die in den 30er Jahren für Furore sorgte und durch die Nazis gefördert wurde. In „Knock Out“ schildert er die damalige Boxwelt. Die Boxer, die nicht der Rassenlehre der Nazis entsprechen, die gehörlos, farbig oder „Zigeuner“ sind, werden systematisch ausgegrenzt. Man hat das Gefühl man ist mitten im Geschehen. Bei Fahrten oder Spaziergängen durch Berlin weiß man genau wie Moabit oder der Wedding riecht oder tickt. Weiterlesen

JEAN-FRANÇOIS PAROT: Commissaire Le Floch und das Phantom der Rue Royale

Ein historischer Kriminalroman aus der Zeit des Ludwig XV. Parot versteht es die Lebenssituation der kleinen Leute und des Adels sehr realitätsnah darzustellen. Man ist mitten drin bei den Feierlichkeiten anlässlich des Thronfolgers mit Marie-Antoinette und wir mit den Massen durchgerüttelt. Diesmal hat es Le Floch mit Kurie und den Behörden der Stadt Paris zu tun. Korruption und Vetternwirtschaft gemischt mit sexueller Abhängigkeit werfen ein Sittenbild auf diese Zeit. Großartige Beschreibung von Exorzismus und Gläubigkeit. Weiterlesen

Alex Beer: Die rote Frau, Ein Fall für August Emmerich

Die rote Frau von Alex Beer

Auch das zweite Buch mit dem Rayonsinspektor August Emmerich ist eine absolute Krimiperle. Wieder gelingt es der Autorin ein absolut atmosphärisch dichtes Bild einer zerstörten Stadt und einer zerrissenen Gesellschaft zu zeichnen. Wien 1920, die Einen sterben, die Anderen feiern. Korruption und Standesdünkel blühen. Die überlebenden Soldaten, physisch und psychisch am Ende, werden manipuliert und für gewissenlose Konzepte missbraucht. Ein Roman der aufzeigt, wie diese Zeit das „1000 jährige Reich“ vorbereitet hat. Weiterlesen