Alle Artikel von Lutz Reigber

John Ironmonger, Der Wal und das Ende der Welt,

Abenteuerlich, beunruhigend, ergreifend, der Kollaps unserer Zivilisation

Reichen drei nicht erhaltene Mahlzeiten aus, um eine Revolution zu erhalten? Reichen drei nicht erhaltene Mahlzeiten aus, um in die Anarchie zu verfallen? Was passiert, wenn auf der Welt ein kleines Rädchen nicht mehr funktioniert und die Lieferketten zusammenbrechen? Wie schnell beginnt der Kampf ums Überleben, um Lebensmittel, Essen, Öl, Benzin, Wasser? Ist es Überlebensnot oder Egoismus jeder gegen jeden? Keinem kann man mehr vertrauen, denn der könnte dich besiegen, im schlimmsten Fall töten. Oder wirst du selbst zum Anarchisten? In diesem Buch von John Ironmonger „Der Wal und das Ende der Welt“ begibt sich der Autor in ein Szenario, wo so etwas passieren könnte. Hervorragend konzipiert über Thomas Hobbes „Leviathan“ angelehnt an das biblisch-mythologische Seeungeheuer Leviathan, in dem Hobbes, der jedem Menschen den Charakter und den von Natur aus gegebenem Erhaltungstrieb zusagt, um zu überleben. Sozusagen der Selbsterhaltungstrieb ist fähig zum äußersten zu gehen. Zusätzlich klärt John Ironmomger uns auf über den schändlichen Handel der Banken mit Leerverkäufen. Das Setzen der Aktien auf den Niedergang einer Firma in Kauf nehmend die Arbeitsplatzverluste mit ihren Schicksalen, die Insolvenzen, um daraus für sich Gewinne zu generieren. Damit nicht genug, gepaart mit einer Diskussion eines jungen Bänkers und einem sturen Pfarrer, die das ganze Geschehen aus weltlicher und kirchlicher Sicht betrachten. Zusammengeführt in einem wunderbaren Roman, dramatisch, mitfühlend um einen jungen Analysten und einem vergessenen Fischerdorf am Rande der Welt von Cornwall.

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Karsten Dusse, Achtsam Morden durch bewusste Ernährung

Fazit: Mein bester Lebens-Ernährungsberater, verpackt in einem humorvollen Krimi. Es gibt mittlerweile 5 „Achtsam Morden“ Romane von Karsten Dusse und jeder ist einzigartig und mehr als lesenswert. Greift man zu einem dieser Romane, greift man garantiert zu einer gelungenen, humorvollen und bildenden Lektüre. Herrlich Böse, mit erfrischendem Wortwitz über alltägliche Situationen und spritzigen Dialogen mit der Exfrau, Mitarbeitern und Delinquenten. Ein inspirierender lustiger Lese-Spaß. Und dieses Mal nicht nur Lebensberater, sondern auch Ernährungsberater. Ich habe schon viele Diät- und Ernährungsbücher bearbeitet, doch wie es hier Karsten Dusse in seinem humorvollen Krimi verpackt hat, ist es so verständlich und nachvollziehbar dargestellt, dass man sofort mitmachen möchte.

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Michael Sterner, So retten wir das Klima, Energiewende einfach erklärt mit praktikablen Lösungen

Um diesem Buch mehr Wertigkeit zu geben sollte ich erwähnen, das Buch ist von Prof. Dr. Sterner geschrieben. Ebenso fange ich mit zwei seiner prägenden Aussagen an: Jede jetzt nicht investierte Million, auch als Kredit, in den Klimawandel kostet uns später mehrere Milliarden!Wenn wir die Milliarden, die wir weltweit zur Eindämmung des Coronavirus in den Klimawandel gesteckt hätten, müssten wir heute nicht um die Rettung der Welt reden! Ich bewundere Herrn Prof. Sterner. Seit Jahrzehnten forscht er an unserer klimatischen Entwicklung. Seit Jahrzehnten informiert und berät er Politik und Wirtschaft, warnt vor den Folgen und bietet machbare und bezahlbare Lösungen an.  Doch wer hört ihm zu und handelt danach? Wie kann man diese ewigen Enttäuschungen ertragen? Und wenn man ihn dann sieht bei seinen Vorträgen oder Interviews im Fernsehen, kommt er immer wohlgemutes und zuversichtlich rüber. Hochachtung!

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John Vaillant, Die Bestie, Wie das Feuer von unserem Planeten Besitz ergreift

Feuer, Feuer, Feuer…. Stürme, Orkane, Hurricane…Überschwemmungen, Überflutungen, Hochwasserwarnungen… Dürre und Trockenheit überall auf der Welt berichten die Nachrichten davon. Schlimmer noch, wenn man selbst betroffen und Leidtragender ist. An die Leugner: „Der Klimawandel ist auch bei uns!“ Ab 1770 erkannte man die ersten Zusammenhänge unserer Atmosphäre. Im laufe der Zeit kam die Erkenntnis, dass wir auf der Erde in einer Blase leben. Zitat aus dem Buch, Seite 312: zu begreifen, dass wir in einem geschlossenen Behälter existieren…und noch schwieriger ist es, zu akzeptieren, dass der Mensch einen Affront heraufbeschwören könnte…die scheinbar unbegrenzten Weiten zu beeinträchtigen. Schon 1907 verfasste Savante Arrhenius eine wissenschaftliche Abhandlung über Möglichkeit einer von Menschen verursachten Erderwärmung durch den Treibhauseffekt, bedingt durch den Verbrauch von fossilen Brennstoffen. In den 50ern, 60ern, und 70ern haben Wissenschaftler unsere Politiker die die Folgen der Erderwärmung in Kenntnis gesetzt und was es bedeutet, wenn die Pole und Gletscher schmelzen. Nur welcher Politiker oder CEO will unliebsame Äußerungen oder gegen die Wirtschaftlichkeit handeln. Nur das Ego des Jetzt zählt. Dazu fällt mir eine für mich sehr gelungene Karikatur ein: Ein Vater sitzt auf einem verbrannten Hügel, beide schauen über die verbrannte Erde bis zum Horizont. Der Vater sagt zu seinem Sohn: Was sollten wir den machen, etwa auf Konsum verzichten? Trotz vielversprechender Ansätze, angeführt durch „Friday for future“ zum gemeinsamen Klimawandel, hat die Welt sich wieder dem unsinnigen Kriegen hingegeben. In der Ukraine, Israel, Syrien, Jemen, Sudan, Äthiopien, Armenien, selbst im Kosovo. Andersrum könnte man vielleicht noch etwas retten. Wie alles begann „Die Bestie“ von John Vaillant

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Tim Mälzer, Vierundzwanzigsieben Kochen

Hier spricht oder schreibt einer aus meinem Herzen. Besser kann man es nicht sagen. Die Globalisierung, unsere Reisefreudigkeit und die Assimilation der Völker hat eine Geschmacksvielfalt hervorgebracht, dass man jeden Tag andere kulinarische Genüsse genießen kann. Und nun zu Tim Mälzer, ich zitiere aus diesem Buch 24/7: Geschmacks-Lumump wohin man blickt. Heute ist die kulinarische Vielfalt riesig. Die großartigen Produkte sind fast immer und überall erhältlich. Doch gefühlt gibt es grade eine Tendenz (das unterschreibe ich!) zur geschmacklichen Vereinheitlichung: Yuzu, Ponzu, Harissa, Tahin, Shizo und Umani (nicht zu vergessen Miso, ist von mir). Davon oft zu viel, zu komplex. Mehr soll mehr sein. Es entsteht ein Sammelsurium aus Aromen, die den echten Geschmack der Zutaten verdecken und das Wesentliche vermissen lassen. Doch genau darauf gilt es sich zurückzubesinnen. Zitat Ende. Recht hat er! Vierundzwanzigsieben kochen ist Tim Mälzers Beitrag „Das Einfache“ zeitgemäß in unseren Alltag zu integrieren. Ohne Stress, den haben wir im Berufsleben genug. Dafür mit viel Freude schnell, schnelle Gerichte für die quengelnden Kinder oder unerwarteten Besuch, ohne großen Einkauf, einfach, was der Kühlschrank oder Keller hergibt, auf den Tisch.

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Ellen Sandberg, Keine Reue

Erinnerungen können gefährlich sein!

Auf der Rückseite des Cover steht: Ellen Sandberg, jeder Roman ein fesselndes Leseerlebnis. Das kann man mehr als unterschreiben. Ellen Sandberg schafft es in ihren Romanen Gegebenheiten, Familienporträts, das Zusammenleben und Fehlverhalten der Gegenwart und Vergangenheit realistisch darzustellen. Die Schrecken der Vergangenheit aufzudecken und wieder ins Gedächtnis zu rufen. Nicht umsonst sind alle ihre Bücher auf der Spiegel Bestsellerliste. Jeder Band ist völlig anders. Autark und abgeschlossen. Keine Serienprotagonisten. Man freut sich schon im Vorfeld auf jedes neue Buch, mit welchem Thema überrascht uns Ellen Sandberg denn dieses Mal. Jeder Band informativ und spannend zusammengestellt. Gut, dass Ellen Sandberg seit 2017 jedes Jahr ein neues Werk herausbringt. Man muss nur noch zugreifen und lesen.

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Tobias Krell, Gregor Eisenbeiß, Kocht mit Checker Tobi -Kinderkochbuch ab 7-

Gerade läuft in den Kinos „Tobi Checkt für dich“ an. Ich habe sein Checker-Kochbuch in der Hand und bin von der Art Wissen zu vermitteln begeistert. Wissen mit einer Leichtigkeit zu Kochen. Oder die Verführung doch erstmal zu probieren und nicht gleich bäh sagen. Tobi spricht hier auch aus den eigenen Erfahrungen. Mit zwei Brüdern aufgewachsen, kennt er das Problem vieler Eltern, jedes Kind hat seine eigenen Vorlieben. Was habe ich nicht alles versucht, meine Kinder das eine oder andere Gericht schmackhaft zu machen. Doch, genau wie Tobi es in diesem Buch beschreibt, haben er und seine Brüder ganz unterschiedliche Geschmäcker oder Vorlieben gehabt. Als Eltern versucht man jedem Kind gerecht zu werden. Erst als meine Söhne selbst angefangen haben zu Kochen, probierten sie plötzlich alles. Es ist so weit gegangen, dass sie mich an exotische Gewürze und Gerichte rangeführt haben.

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Nina Witt, Everyday Vegan Food, 70 einfache Rezepte für jeden Tag

Jetzt wird es kompliziert. Vorab ich bin begeistert von diesem Buch und der Autorin Nina Witt. Ihr Ansatz uns vegane Kost einfach rüberzubringen und ihre Intensionen sind einfach spitze. Allein ihre einleitenden Worte sprechen mir aus der Seele. Einfach vegan kochen mit leicht erhältlichen Zutaten aus der Umgebung und Alltag. Gewürzt mit einer Prise Selbsterfahrung und vor allem Liebe. Liebe im Essen kann man nicht beschreiben oder erklären. Ich sage ihnen, man spürt und schmeckt es. Ohne Liebe gekocht, schmeckt kein Essen. Was ist jetzt kompliziert. Trotz meiner Lobeshymne habe ich leider kleine Kritikpunkte. Ich persönlich mag es nicht, wenn vegane Gerichte mit pseudo Namen-Fleischgerichten bezeichnet werden. Zum Beispiel auf Seite 70 die Hähnchen-Gemüsepfanne. Ebenso veganes Hackfleisch oder Frikadellen. Wohl gesagt, das bin ich persönlich. Auch ich habe noch keine Lösung gefunden. Vielleicht haben Sie die goldene Idee. Das sollte jetzt aber nicht diesem Buch ein Abbruch bedeuten. Denn dafür ist das Buch mit seinen Gerichten zu genial.

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Silke Ziegler, Böse Stimmen, Ein Fall für Sina Engel

Mörderische Rache im beschaulichen Weinheim – Im Fadenkreuz eines skrupellosen Verbrechers

Wie würden Sie entscheiden? Könnten Sie sich entscheiden? Was oder für wen würden Sie sich entscheiden? Was oder wen würden sie opfern? Wie schuldig macht man sich? Wieviel Schuldgefühle kann man überhaupt ertragen? Was ist, wenn man die falsche oder gar keine Entscheidung trifft. Wie schuldig wird man sich fühlen?  Kann man das überhaupt ertragen? Vor all diesen Problemen steht die Protagonistin Hauptkommissarin Sina Engel. In dem neusten Roman von Silke Ziegler, „Böse Stimmen“, wie immer im Grafit Verlag erschienen, wird die Protagonistin Hauptkommissarin Sina Engel mit all diesen Fragen konfrontiert. Das frappierende ist, so geht es mir eigentlich bei allen Büchern von Silke Ziegler, man hat immer das Gefühl sie schreibt autobiografisch. So wunderbar authentisch, situations- und gefühlsbetont dargestellt, dass man von der ersten bis zur letzten Seite mitfühlt. Wer die Weinheimer Autorin Silke Ziegler noch nicht kennt, sollte unbedingt eines ihrer Bücher lesen. Ihr Vermögen mit eindrücklichen Worten und Szenen spinnt sie die Fäden der Handlung immer enger zusammen.

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Yrsa Sigurdardóttir, Nacht

Nur noch eine Nacht muss sie überstehen, dann verlässt sie dieses abgelegene Haus mit den ungewöhnlichen Ereignissen. Die Ahnung, dass hier etwas Böses passieren wird, lies Soldis nicht mehr los. Die Angst ist ihr ständiger Begleiter. Und genau in der Nacht passiert es. Eigentlich mag ich weder Bücher noch Filme, die das Ende vorwegnehmen und dann mit der Zeit Vorher beginnen. Und dann beginnt dieses Buch mit brutalen, blutigen Morden. Ich hatte das Buch schon beiseitegelegt. Nach zwei Tagen doch den Mut aufgebracht, das Buch weiterzulesen. Gut, dass ich das gemacht habe, denn sonst hätte ich dieses spannende und mitreißende Buch von Yrsa Sigurdardóttir verpasst. Man soll doch seine Voreingenommenheit des Öfteren zurücknehmen und einfach weiterlesen. In diesem Fall hat es mehr als gelohnt.

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