Strafe, Ferdinand von Schirach

 

Strafe ist ein direkter Nachfolger der Erzählungsbände Verbrechen und Schuld. Wieder schildert Ferdinand von Schirach in seinen Kurzgeschichten die Ereignisse aus dem Leben von Juristen. Wobei der Fokus, der schwierigen Kriminalfälle nicht darauf liegt, was nach dem Gesetz Recht und Unrecht ist. Daher geht es dem virtuosen Autor weniger um die Rechtswissenschaft als um die moralischen Gesichtspunkte hinter einem Verbrechen. Es sind Geschichten von Menschen, die Täter werden, weil sie Opfer waren, von Anwälten, die Mörder mit Hilfe von Verfahrensfehlern frei bekommen, obwohl sie deren  Schuld zweifellos kennen. Ferdinand von Schirach ist ein Meister der wenigen Worte, der ohne literarische Schnörkel zum Punkt kommt. Das Buch ist ein Geniestreich, wie jedes seiner bisherigen Romane!

v.Schirach_©Michael Mann

Der Spiegel nannte Ferdinand von Schirach einen »großartigen Erzähler«, die New York Times einen »außergewöhnlichen Stilisten«, der Independent verglich ihn mit Kafka und Kleist, der Daily Telegraph schrieb, er sei »eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur«. Die Erzählungsbände »Verbrechen« und »Schuld« und die Romane »Der Fall Collini« und »Tabu« wurden zu millionenfach verkauften internationalen Bestsellern. Sie erschienen in mehr als vierzig Ländern. Sein Theaterstück »Terror« zählt zu den weltweit erfolgreichsten Dramen unserer Zeit. Ferdinand von Schirach wurde vielfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Berlin. Zuletzt erschien von ihm im Herbst 2017 unter dem Titel »Die Herzlichkeit der Vernunft« ein Band mit Gesprächen mit Alexander Kluge.

Der Erzählungsband beinhaltet zwölf Kurzgeschichten. Bis auf die letzte Geschichte, Der Freund, sind die Texte knapp und bündig, aber alles andere als banal, wie es in der Rezension einer großen Zeitung stand.

In einigen Fällen ähneln die Geschichten in der Formulierung dem von Gerichtsprotokollen. Doch das ist kein Wunder, denn als Strafverteidiger musste Ferdinand von Schirach immer sofort auf den Punkt kommen, um seine Mandanten richtig verteidigen zu können. Bei seiner letzten Geschichte bekommt man den Eindruck, es ist ein sehr persönliches Ereignis, das der Autor beschreibt. Denn hier verändert er seinen Stil und anstatt Fakten setzt er bei der Erzählung auf die Philosophie. So lässt er seinen Freund sagen: „Vielleicht hast du Recht und es gibt keine Verbrechen und keine Schuld. Aber es gibt die Strafe.“

Es ist nicht nur ein Vergnügen die Bücher von Ferdinand von Schirach zu lesen, man wird auch gezwungen zu denken und moralisch Stellung zu nehmen, ob man nun will, oder nicht.

Strafe, Ferdinand von Schirach, Luchterhand Verlag, gebundene Ausgabe, Seiten 189, ISBN 978-3-630-87538-5, Euro 18,00.