Film: 1000 Arten Regen Zu Beschreiben, Kinostart 29.März 2018

Rezension von Lutz Reigber

Melodrama

Seit vielen Wochen hat sich Mike, gerade 18 geworden, in seinem Zimmer eingeschlossen. Er ist nicht krank. Er hat sich bewusst dazu entschieden, am Leben draußen nicht mehr teilzunehmen. Die Eltern Susanne (Bibiane Beglau), Thomas (Bjarne Mädel) und seine Schwester Miriam (Emma Bading) stehen fragend vor der Tür und warten, fordern, flehen, weinen, rasten aus, verzweifeln, beschuldigen, ignorieren und hoffen. Doch die Tür bleibt verschlossen. Im Kampf um den Sohn und Bruder spiegeln sich die eigenen Geschichten in Lügen, Ablenkung, Familienstreitigkeiten und Hilflosigkeit. Die Mutter sucht sich einen Ziehsohn, der Vater entwickelt ein Helfersyndrom und die Schwester hat Schwierigkeiten mit dem Erwachsenwerden. Je mehr sie nach Mikes Gründen forschen oder vor ihrer Ohnmacht fliehen, desto deutlicher werden ihnen ihre eigenen Verkettungen mit dem Leben, das sie nie wirklich hinterfragt haben, und das sie dem entsprechend nie wirklich bewusst angenommen haben.

 

Am Ende erkennen sie, dass sie durch ihr Verhalten der Rücksicht, der Fürsorge und Versorge, es Mike ermöglicht  haben, sich auf Dauer zurück zu ziehen. Es gibt nur einen Ausweg Mike zu helfen.

 

Ein durch die Akteure sehr gut getragenes Melodram, das den Regen unserer Zeit zeigt. Auch wenn es langatmig erscheint, bleibt man doch gefangen dabei um zu sehen, wie es mit den Protagonisten weiter geht.

Die Regisseurin Isa Prahl, 1978 geboren, studierte zunächst Grafik-Design in Hamburg sowie Literatur, Kultur und Medien in Siegen. Nach einem Redaktionsvolontariat in Köln begann sie ein Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien. Dort konzentrierte sie sich vor allem auf die kurze Form des Geschichtenerzählens.

„1000 Arten Regen zu Beschreiben“ ist ihr erster Langfilm und ist am 29.März 2018 erschienen.

Und dann gleich mit einem Problemfall der Neuzeit. „1000 Arten Regen zu Beschreiben“ bezieht sich auf das japanische Phänomen Hikikomori, welches sich jetzt auch in Europa zeigt. Jugendliche, die sich von der Gesellschaft zurückziehen und sich über Wochen oder sogar Monate einschließen, aus Gefühlen der Überforderung , Versagensängste und Erwartungshaltungen anderer, deren sie sich nicht gewachsen fühlen. Der Leistungsdruck, die vielen Entscheidungsmöglichkeiten, die Verpflichtungen, die sozialen Anpassungen bringen diese Jugendlichen auf dem Weg des Erwachsenwerden und Selbstfindung zur Überforderung und somit in die Isolation.

In Japan soll es schon mehr als 1 Million Jugendliche geben.

Die Szenenfotos wurden freundlicherweise honorarfrei von Filmpresse Meuser, Frankfurt zur Verfügung gestellt.