Michael Dobbs: Schach dem König

Die älteste Demokratie der Welt, England, mit einer/m KönigIn ist Schaukampf zweier Titanen in einem Meisterwerk des Insiders Dobbs. Mit spitzer Feder seziert er die möglichen Machenschaften der Politiker und die Unbedarftheiten der Royals. Gewürzt wird dieses Bravourstück eines Politromans mit saftigen Szenen der Ausschweifungen seiner Protagonisten. Es ist dem Übersetzer gelungen die Feinheiten des englischen Sarkasmus und des schwarzen Humors herausragend zu vermitteln. Einem wie Dobbs ist es zuzutrauen, dass er mit seinen Werken, ohne dass wir es als Leser merken, seinen Widersachern noch einen einschenkt.

 

Michael Dobbs
Foto Jim Pascoe

Michael Dobbs wurde 1948 in Cheshunt, einem Londoner Vorort in Hertfordshire, als das einzige Kind des Krankenpflegers Eric Dobbs und dessen Frau Eileen geboren. Er besuchte die Hertford Grammar School und später die Christ Church in Oxford. Nach seinem Abschluss im Jahre 1971 ging er in die Vereinigten Staaten und studierte dort an der Fletcher School of Law and Diplomacy sowie der Tufts University in Medford, Massachusetts. Er finanzierte sein Studium als Verlagsassistent und Verfasser politischer Kolumnen für den Boston Globe. 1975 schloss er das Studium mit dem Master of Arts (MA), dem Master of Arts in Law and Diplomacy (MALD), sowie einem Doctor of Philosophy (PhD) in Nuklearverteidigungsstrategien ab. Seine Doktorarbeit wurde unter dem Titel SALT on the Dragon’s Tail publiziert.

Politische und berufliche Karriere: Nach dem Studium kehrte Dobbs 1975 nach Großbritannien zurück und begann für die Konservative Partei in London zu arbeiten. Zwischen 1977 und 1979 ware er Berater für die damalige Oppositionsführerin Margaret Thatcher, von 1979 bis 1981 er Redenschreiber für die Abgeordneten der Konservativen Partei. Von 1981 bis 1986 diente er als Sonderberater der Regierung und überlebte 1984 den Bombenanschlag auf den Parteitag der Konservativen in Brighton. Von 1986 bis 1987 arbeitete er als Stabschef der Regierung. Er galt seinerzeit als meisterhafter politischer Drahtzieher. Unter John Major war er von 1994 bis 1995 stellvertretender Parteivorsitzender. Parallel zu seiner politischen Tätigkeit arbeitete er bei der Werbeagentur Saatchi & Saatchi, zunächst von 1983 bis 1986 als stellvertretender Leiter der Werbeabteilung und von 1987 bis 1988 als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit. Von 1988 bis 1991 war er stellvertretender Vorstand direkt unter Maurice Saatchi. Nach seinem Rückzug von Saatchi & Saatchi im Jahre 1991 schrieb Dobbs bis 1998 als Kolumnist für The Mail on Sunday. Von 1998 bis 2001 moderierte er das politische Magazin Despatch Box auf BBC.

Am 18. Dezember 2010 wurde Michael Dobbs zum Peer auf Lebenszeit mit dem Titel Baron Dobbs of Wylye, in the County of Wiltshire ernannt. Er vertritt im House of Lords die Konservative Partei.

Schriftstellerische Tätigkeit: Michael Dobbs veröffentlichte 1989 mit dem Polit-Thriller House of Cards seinen ersten Roman. Aufgrund des Erfolgs verfasste er 1992 (To Play the King) und 1994 (The Final Cut) zwei Nachfolgeromane, in denen ebenfalls die fiktive Figur Francis Urquhart den Protagonisten stellte. Alle drei Romane wurden von der BBC als Miniserie verfilmt, die 14 BAFTA-Nominierungen, sowie zwei BAFTA-Preise gewann. Sein 2004 erschienenes Buch Winston’s War kam in die engere Auswahl für den von Channel 4 vergebenen Preis „Politisches Buch des Jahres“ und soll als Fernsehfilm erscheinen. Dobbs selbst war einer der Juroren des Whitbread Book Awards für das Buch des Jahres. Er arbeitet heute hauptberuflich als Schriftsteller und hält zudem regelmäßig Vorträge.

Schon lange bevor Kevin Spacey in seiner Rolle als Francis Underwood, ein Millionenpublikum mit seinem Ränkespiel in Bann schlug, gab es den fiesen Francis Urquhart. Ihn erfand der firisch von allen Ämtern zurückgetretene konservative Politiker Dobbs, um sich an seiner früheren Chefin Margaret Thatcher zu rächen. Selbstverständlich nur in Form eines Romans … Aus dem Racheversuch wurde erst ein, dann mehrere Bestseller, aus den Bestsellern eine BBC-Serie, aus der BBC Serie dann der Netflix-Welterfolg. Für die jüngste Verfilmung hat Michael Dobbs seine Romane komplett überarbeitet.

Große Politische Kunst wird hier in einem Drama Vitae vorgeführt. Verhältnisse wie in Eschborn sind rein zufällig.

Michael Dobbs: Schach dem König, Berlin Verlag 384 Seiten, Broschur, übersetzt von: Alexander Weber, ISBN: 978-3-8333-1063-8, € 9,99