Autorenlesung in Eschborn: Gary Viktor

 

Ein Haitianischer Erfolgsautor in Eschborn zu Gast

Gary Viktor Foto: Pedro Ruiz

Gary Viktor
Foto: Pedro Ruiz

Der haitianische Erfolgsautor Gary Viktor wird am Freitag dem 07.04. um 19.00 Uhr in den neuen Räumlichkeiten der Taunussparkasse in Eschborn, Kurt Schumacher Str,6-8 aus seinem neuen Kriminalroman  „Suff und Sühne“ lesen. Eingeladen dazu hat der Eschborner Stadtverordnetenvorsteher Reinhard Birkert und die Taunussparkasse. Den Kontakt zum Verlag Literadukt und dem Autoren Gary Viktor hat die Redaktion des Online Kulturmagazins Eschborner-Stadtmagazin hergestellt.

 

 

Gary Victor Foto Pedro Ruiz

Gary Victor
Foto Pedro Ruiz

Gary Victor, geboren 1958 in Port-au-Prince, studierter Agronom, gehört zu den populärsten haitianischen Gegenwartsautoren. Außer Romanen, Erzählungen und Theaterstücken schreibt er auch Beiträge für Rundfunk und Fernsehen, die in Haiti regelmäßig für Aufregung sorgen. Einige seiner Gestalten sind zu feststehenden Typen geworden. Im deutschsprachigen Raum wurde er durch die Krimis Schweinezeiten und Soro bekannt, die sich beide auf der Krimibestenliste der ZEIT sowie auf der Litprom-Bestenliste Weltempfänger platzieren konnten. Seine drastischen Schilderungen gesellschaftlicher Missstände stellen ihn in die Tradition der Sozialromane des 19. Jahrhunderts und machen ihn zum subversivsten Gegenwartsschriftsteller Haitis. Er wurde mit mehreren Preisen, darunter dem Prix RFO ausgezeichnet.

Die Lesung wird ein Stückweit in Französisch erfolgen, sodass frankophile Menschen einen besonderen Spaß haben werden. Natürlich wird der Text auch durch den Übersetzer des Buches Peter Trier in Deutsch erfolgen. Die Moderation übernimmt der Redakteur des Stadtmagazins Stephan Schwammel, sodass auch Fragen des Publikums gestellt werden können.

Vorab führte das Eschborner Stadtmagazin ein Interview mit Gary Viktor

  1. Mich haben die von Ihnen geschilderten Zustände in Haiti erschreckt. Wie halten die Menschen das aus?

Ich beschreibe in dem Roman die Orte, an denen die Ermittlungen von Inspektor Azémar ablaufen, das sind zwangsläufig die Problemviertel von Port-au-Prince. Die geschilderte Korruption ist tatsächlich ein großes Problem, aber daraus darf man nicht schließen, dass es in Haiti keine ehrlichen Leute gäbe. Oft ist die Grenze fließend wie bei Kommissar Solon, der im Grunde ehrlich ist, der aber gezwungen ist, mit den korrupten Machthaber auszukommen, um zu überleben und die Haut seines unbestechlichen Inspektors zu retten.

Die Haitianer haben seit jeher eine große Organisations- und Widerstandsfähigkeit gegenüber korrupten Regimen, die sie unterdrücken.

 

  1. In wie weit spielt Okkultismus und Religion eine Rolle in Haiti

Sie spielen in Haiti dieselbe Rolle wie in anderen Ländern. Selbst Menschen, die sich als atheistisch betrachten, wenden sich dem Jenseitigen zu, wenn sie in Bedrängnis sind. In einem Land mit großer wirtschaftlicher Not und ohne Rechtssicherheit sind die Menschen in ständiger Begrängnis. Den Voodoo nur mit schwarzer Magie zu assoziieren ist eine Deformierung. Schwarze Magie existiert auch in anderen Kulturen, viele magische Praktiken in Haiti haben z. B. ihren Ursprung im europäischen Okkultismus.

3. Ist ihr Inspektor so etwas wie der Gegenentwurf zu der Verwahrlosung der Sitten.

Der Inspektor ist nicht wirklich ein moralisches Vorbild. Er geht zu Prostituierten und ist Alkoholiker. Er ist in der Tat unbestechlich, aber er ist damit nicht glücklich, er empfindet seine Ehrlichkeit gelegentlich als Fluch.

  1. Wenn die UN als Stabilisierungsfaktor diese Stabilisierung untergräbt und 100erte Million Hilfsgelder verschwinden was kann oder könnte Deutschland tun?

Die UN haben insofern für eine gewisse Stabilisierung der politischen Form gesorgt, als es seitdem keine Staatstreiche gegeben hat. Im Grunde hat sich aber nichts geändert. Die schwelende Instabilität hat sich noch verstärkt, die gewonnene Stabilität ist oberflächlich. Es gibt viele zweifelhafte Persönlichkeiten, die ins Parlament gewählt wurden. Ein gewählter Senator, Guy Philippe, wurde von der DEA in Haiti verhaftet und für seinen Prozess wegen Drogenhandel und Geldwäsche nach Miami gebracht.

Es wird aus Deutschland und anderen Ländern viel für Haiti gespendet, es müssen jedoch Mechanismen geschaffen werden, mit denen die Verwendung dieser Spendengelder geprüft werden kann.

  1. Gibt es Hoffnung für dieses „Land der Verlorenen“

Wo Leben ist, ist Hoffnung. Es gibt in Haiti und in der Diaspora jede Menge Menschen, die sich für Haiti einsetzen. Die Haitianer besitzen viel Initiativ- und Unternehmergeist.